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Erste Eingabe: 25.01.2013
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de Sade, Donatien-Alphonse-Francois Marquis
Adliger, pornografischer, kirchenfeindlicher Schriftsteller, Jakobiner

1740-1814

wiki 2013-1:
Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade [dɔnaˈsjɛ̃ alˈfɔ̃ːs fʀɑ̃ˈswa, maʀˌkidəˈsad] (* 2. Juni 1740 in Paris; † 2. Dezember 1814 in Charenton-Saint-Maurice bei Paris) war ein französischer Adeliger aus dem Haus Sade. Er wurde bekannt dank einer Reihe pornographischer, kirchenfeindlicher und philosophischer Romane, die er während verschiedener Gefängnisaufenthalte schrieb. Sades Werke beeinflussten eine Reihe von wichtigen Bewegungen in Literatur und bildender Kunst und nahmen Freuds Prinzip von Eros und Thanatos um mehr als ein Jahrhundert vorweg. Von Sades Namen ist der Begriff Sadismus abgeleitet.
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Die korrekte Form von Sades Vornamen steht nicht völlig fest, da er verschiedentlich andere Vornamen angab:[2]

Seine Mutter hatte den Taufnamen Louis-Aldonse-Donatien vorgesehen. So nannte er sich auch bei einem Verhör 1768.
Getauft wurde er auf Donatien-Alphonse-François.
In seinem Ehevertrag heißt er Louis-Aldonse-Donatien.
Während der Revolutionszeit 1792 nannte er sich einfach Louis Sade.
1794 gab er den Namen François-Aldonse-Donatien-Louis an.
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Sein durch die Heirat erworbener Reichtum ermöglichte es Sade, ein skandalöses Leben zu führen, das bald selbst den Rahmen dessen sprengen sollte, was man damals bei adeligen Libertins hinzunehmen bereit war. Wie zu jener Zeit unter Angehörigen seines Standes durchaus üblich, unterhielt Sade Beziehungen zu Schauspielerinnen und Kurtisanen, wobei seinerzeit jene beiden Professionen kaum je wirklich voneinander abzugrenzen waren. Kurtisanen und Schauspielerinnen galten als „Aristokratie der Prostitution“[7] und diese Frauen scheint Sade auch stets entsprechend der damals herrschenden Etikette behandelt zu haben.

Er bedient sich aber auch Frauen aus dem einfachen Volk, die er ganz und gar nicht so schicklich behandelt, wie die Vertreterinnen der Aristokratie der Prostitution.
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Sade hielt wiederholt weitere Orgien in Paris und auf seinem Landsitz in Lacoste ab, zu denen er Angehörige beiderlei Geschlechts einesteils einlud und entlohnte oder aufgrund seiner Stellung einfach zur Teilnahme zwang.[10]

Aufgrund der Vorwürfe einer gewissen Rose Keller, sie sei von ihm unter Vorspiegelung falscher Tatsachen entführt, festgesetzt und durch Auspeitschungen schwer misshandelt worden, wurde Sade 1768 ein weiteres Mal verhaftet. Nachdem Sade der Frau jedoch eine Entschädigung gezahlt hatte, nahm sie von einer Klage Abstand.

1772 beschwerten sich zwei Prostituierte aus Marseille, sie seien von Sade mit Kantharidenbonbons, einem angeblichen Aphrodisiakum, vergiftet und so zu Gruppensex und Analverkehr gefügig gemacht worden. Sade wurde deshalb angeklagt und in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
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Da er bei seiner Flucht heimlich seine junge Schwägerin Anne-Prospère, die inzwischen Stiftsfräulein (chanoinesse) geworden war, mitgenommen und dadurch entehrt hatte, ließ die Familie ihn fallen. Seine Schwiegermutter erwirkte einen königlichen Haftbefehl (lettre de cachet) gegen ihn, so dass er bei seiner Rückkehr nach Paris 1777 verhaftet und ohne weiteren Prozess (denn der König war ja oberster Richter seines Landes) in der als Gefängnis dienenden Festung Vincennes eingesperrt wurde, wobei Sade darauf bestand, von keinem anderen als Louis Marais nach Vincennes eskortiert zu werden. Das seit 1772 anhängige Todesurteil wurde dagegen 1778 aufgehoben.[12]
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ach einem Fluchtversuch 1784 wurde er in die Pariser Stadtfestung Bastille verlegt, wo er weitere fünfeinhalb Jahre in relativer Annehmlichkeit verbrachte. Wie damals üblich zahlte seine Ehefrau für die Haft und versorgte ihn mit allerlei Leckereien, Süßigkeiten, Wein und Büchern.

Intellektuell waren die Jahre in Vincennes und in der Bastille durchaus fruchtbar für Sade, da er sich Bücher bringen lassen und lesen konnte.

In der Haft wurde er endgültig zum Autor. Seine zentralen Werke aus dieser Zeit sind Les cent-vingt jours de Sodome (Die 120 Tage von Sodom, begonnen wohl 1782), Aline et Valcour ou Le Roman philosophique (Reiseroman in Briefform, 1786) und Les Infortunes de la vertu (Die unglücklichen Schicksale der Tugend, philosophische Erzählung, 1787; 1791 zum Roman ausgeweitet).
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Erst das Revolutionsjahr 1789 brachte eine Veränderung in seine Existenz. Einige Tage vor dem sogenannten Sturm auf die Bastille soll er der vor der Festung demonstrierenden Menge zugeschrien haben: „Sie töten die Gefangenen hier drinnen!“ Sade wurde allerdings sofort nach dem Vorfall in die Irrenanstalt von Charenton (bei dem heutigen Saint-Maurice) verlegt, wobei das in einem Versteck gelagerte Manuskript der 120 Tage zurückblieb und lange Zeit verloren schien. Da er nun als geisteskrank galt, konnte seine Frau, ohne Ehrverlust befürchten zu müssen, die Scheidung einreichen.

1790 wurde Sade aufgrund der politischen und rechtlichen Veränderungen im Gefolge der Revolution entlassen. Trotz seiner aristokratischen Herkunft schloss er sich den radikalen Jakobinern an und vertrat eine utopische Variante des Sozialismus, verweigerte dabei allerdings die Aufgabe seines Familienschlosses Lacoste in der Provence und die Herausgabe seines Familienvermögens.
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Zeitweilig übernahm er ein Richteramt, wurde Präsident der „Section des Piques“ in Paris und rettete seine Schwiegereltern vor der Guillotine, indem er sie auf eine sogenannte „Läuterungsliste“ setzen ließ.[13] Während der Terrorherrschaft 1793/94 geriet er aber ins politische Abseits, galt in seinem Richteramt als unzuverlässig und wurde unter dem Vorwand angeklagt, sich einstmals um den Dienst in der königlichen Garde beworben zu haben. Er blieb mehr als ein Jahr in Haft und wurde erneut zum Tode verurteilt. Vor der Vollstreckung des Urteils bewahrte ihn der Sturz Robespierres am 28. Juli 1794. Das neue Regime des Directoire ließ ihn nach drei Monaten frei.
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Nachdem 1801 Napoléon Bonaparte die Macht übernommen hatte, wurde Sade 1803 beschuldigt, eine Satire auf ihn verfasst zu haben. Er wurde erneut ohne Prozess inhaftiert und zunächst in der Irrenanstalt Bicêtre untergebracht. Wenige Wochen später lieferte man ihn in das Asyl von Charenton ein, das er bis zu seinem Tod nicht wieder verließ.

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