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AbbildungDie Viehmännin/ Märchenerzählerin

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Erste Eingabe: 18.12.2014
Letzte Eingabe: 19.12.2014
Grimms Kinder- und Hausmärchen (KHM)
Essentials, Exzerpt Rölleke

> Q:Rölleke.kat.13, 67ff.
> Katalog Kassel 2013, Expedition Grimm
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- Älterer Bruder/ JACOB verfolgt eher wissenschaftlichen Aspekt 68
- Jüngerer Bruder/ WILHELM für Welterfolg verantwortlich 68
-- überarbeitete immer wieder stilistisch und redaktionell >> schuf "Märchenstil" 68

- durch Uni-Lehrer SAVIGNY in MR Methode historischen Denkens vermittelt 69
- jedes Dokument ist aus seiner Zeit zu verstehen
- Savigny empfiehlt seinem Schwager Clemens BRENTANO die Grimms zunächst als Mitarbeiter für Liedersammlung "Des Knaben Wunderhorn"
- es folgt der Auftrag Brentanos an die Grimms, für ihn Märchen zu sammeln
- Brentano verfolgt das Projekt jedoch selbst nicht weiter
- die Grimms bringen dann in ihrem Namen 1812 die Märchensammlung heraus 69

- Märchen zu dieser Zeit sonst von den Gelehrten verachtet + als KINDERKRAM behandelt
- Quellenstudium der Grimms führt zunächst zum Ergebnis
- "in diesen Volksmärchen liegt lauter urdeutscher Mythus". Folgerung in der Vorrede der KHM 1815
- so z.B. germanische Mythen in Dornröschen und Frau Holle
- nach weiteren Erkenntnissen und Texten ist das jedoch UNHALTBAR und wird in den Folgeauflagen nicht wiederholt 69
- für so gut wie alle Märchen bzw. Motive gibt es in der ganzen Welt Varianten

- KEIN einziges Märchen stammt aus eigenen Kindheitserinnerungen der Grimms 70
- zerrüttete Märchen werden rekonstruiert und in einem unverkennbaren eigenen Stil und Ton wiedergegeben
- eigener Stil zwischen Volks- und Kunstmärchen
> Sprachgestalt mit PATINA 70
- es ist ein IRRIGER Glaube, die Märchen seien so wiedergegeben worden, wie sie den Grimms zu Ohren gekommen sind
- Vergleich der Versionen in den 17 Auflagen zu Lebzeiten zeigen, dass kontinuierlich + erheblich verändert wurde
- Popularisierung durch Einfügen von SPRICHWÖRTERN und Redensarten

- Die AUTOREN bzw. QUELLEN der Märchen werden NICHT genannt
- mit einer Ausnahme: Viehmann
- oft vage Andeutungen "aus der Maingegend", "aus Hessen"
- auch die Beiträger selbst outen sich nicht
- als einzige AUSNAHME machen die Grimms in der Vorrede KHM 1815 eine Beiträgerin bekannt
- seit 1819 ziert ein Portrait der so betitelten "Märchenfrau" das Frontispiz des zweiten Märchenbandes
- eine angebliche "Bäuerin"
- die "VIEMÄNNIN" wird wird zur Repräsentationsfigur für die anderen nicht genannten Beiträgerinnen stilisiert
- der Focus bei diesem künstlichen Idealbild einer Märchenerzählerin liegt bei den Begriffen:
"Bäuerin", "Dorfe", "ächt hessisch", "alt"

- die REALITÄT sieht anders aus:
- das Leben der Dorothea VIEhMANN ist NICHT dörflich geprägt
- als Tochter eines Gastwirtes aufgewachsen, - nun Gattin eines Schneidermeisters
- französischer Geburtsname "PIERSON", da hugenottische Vorfahren (Vater)
- sie wurde von dem französischen Prediger Ramus in Kassel an die Grimms verwiesen
- 40 Beiträge von ihr werden aufgenommen, ausnahmsweise teilweise im Originallaut 71
- nur bei ihr die biblischen Wendungen "es begab sich aber zu", "es begab sich"

- die Grimms veschweigen konsequent den französischen Geburtsnamen ihrer Hauptbeiträgerin 72
- ihre Sammlungen "deutschen" Kulturguts fand in der Zeit der napoleonischen Besatzung statt und als Abwehr des französischen Kulturimperialismus 72
- die anderen Titel der Grimm-Werke deuten darauf hin: "DEUTSCHE Grammatik", "DEUTSCHE Mythologie", "DEUTSCHE Sagen", "DEUTSCHES Wörterbuch"
>> Ausnahme "Kinder- und Hausmärchen" (KHM)

Großer FRANZÖSISCHER Einfluss auch über Zuträger-Familie HASSENPFLUG
- Marie, Jeanette und Amalie Hassenpflug
- Freundschaft mit den Geschwistern Grimm
> im Haushalt der Urgroßmutter Hassenpflug Marie Madelaine Debély in Hanau wurde nur Französisch gesprochen 72
> Aus Erster Auflage der KHM 1812 werden in 2. Auflage 1819 einige Märchen aus der Quelle Hassenpflug durch Märchen aus der Quelle Viehmann ersetzt, ohne zu erkennen, dass diese genauso fest in französischer Tradition verankert waren 73

> PRAXIS der Grimmschen MÄRCHENGEWINNUNG zeigt: 73
- die Grimms ziehen nicht märchensammlelnd übers Land
- und die Quellen sind NICHT einfache möglichst analphabetische Gewährsleute
QUELLEN sind gebildete Leute aus gehobenem Bürgertum, teilweise Adlige (v. Haxthausen)

PRÄGENDE Beiträger 74
> gehören meist der gesellschaftlichen Oberschicht an
> VIELE haben enge FRANZÖSISCHE Bindungen
> die gesellschaftliche Realität der Beiträgerinnen prägten die Märcheninhalte:
> die verwöhnten Schwestern Hassenpflug liebten Heldinnen die nichts zu tun hatten als zu warten
> der pensionierte Dragonerwachtmeister trägt "raubauzige" Soldatengeschichten bei, mit Gewaltphantasien und "Frauen ...als bösartige Xantippen oder gar Hexen". 74
- ab 1819 werden kaum noch Märchen aus mündlicher Tradition gewonnen, sondern aus Veröffentlichungen älterer un neuerer Zeit 74

Grimms haben den zunächst "ÄCHT hessisch" aufgefassten Märchen zu Recht NICHT den Titel "Deutsche Märchen" verliehen.
Es war ihnen klar geworden, dass Märchen grenzüberschreitend sind und ein gesamteuropäisches Erzählgut darstellen. 75

Kategorie:  Lexikon
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