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Fendt, Rudolf
Stolze: verfolgter, standhafter Demokrat. [Hochinteressante Autobiographie]

1826 - 1877

> Kurzbiographie: Wettengel.89, 199

> Mitgründer des "Jüngsten Tags" in Gießen
> Kickartz 51
> zusammen mit dem roten Becker, Alex und Ludwig Büchner

Rudolf Fendt: Zu seiner Zeit großer Demokrat und Publizist
Oberhessische Zeitung; 23.07.2011 - SCHOTTEN
Von Elfriede Maresch

Mitten in den damaligen politischen Auseinandersetzungen gestanden - Von 1826 bis 1877 gelebt - In Gießen Student und in die Schweiz geflüchtet
Fendt wurde in Gießen 1848 Mitbegründer des Republikanischen Vereins und Mitarbeiter der radikaldemokratischen Zeitung „Der Jüngste Tag“. Deren Einfluss war groß: „Wenn irgend ein Beamter sich eine Gesetz- und Ordnungswidrigkeit zuschulden kommen ließ, hieß es gleich: `Der kommt in den Jüngsten Tag´“ schreibt er in seinen Erinnerungen.
Im September 1848 gaben Zusammenstöße in Frankfurt der großherzoglichen Regierung die Vorlage zum härteren Durchgreifen. Auch Fendt wurde steckbrieflich gesucht, kam - als Mädchen verkleidet - an den Wachen am Gießener Stadttor vorbei und schlug sich nach Straßburg durch. Er kämpfte 1849 auf Seiten der badischen Aufständischen und flüchtete nach deren Niederlage gegen schwer bewaffnete preußische Truppen in die Schweiz. Ein sturer, über Leichen gehender Politradikaler war Fendt niemals: „Ist schon der Krieg schrecklich, so ist doch der Bürgerkrieg das Schrecklichste,“ schrieb er in seinen Erinnerungen. Wegen Hoch- und Landesverrat angeklagt, wurde Fendt veruteilt und verbrachte sechs Monate Haft im Korrektionshaus an der Seite von Wilderern, Vagabunden und Dieben.

Für sein demokratisches Engagement musste er teuer bezahlen. Pfarramt und Rechtsanwaltstätigkeit - er hatte später zum Jurastudium gewechselt - blieben ihm für immer verschlossen. Zunächst zog er als Vertreter der Spirituosenfabrik seines Schwagers durch den Vogelsberg, war später in der Verwaltung einer Darmstädter Tapetenfabrik tätig und leitete eine Druckerei.
Seinen Überzeugungen blieb er auch im Reich Bismarckscher Prägung treu. Sein Weggefährte, der Mundartdichter Friedrich Stolze, reimte 1877 in der Zeitschrift „Frankfurter Latern“ einen Nachruf: „Wieder einer von den Alten/ Wie sie kommen aus der Mode, /Der der Freiheit Wort gehalten/ Bis zum Tode! Bis zum Tode!“
Das Fendt-Geburtshaus in Schotten. Fotos: Maresch
Rudolf Fendt ist zu Unrecht vergessen. Zwar trägt eine Straße im Schottener Neubaugebiet seinen Namen und eine kleine Tafel an seinem Geburtshaus erinnert an ihn, aber nur wenige Schottener wissen noch um sein Lebenswerk.

Kategorie:  Personen
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