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Klein, Hartmut (Tünn)
Versuch... teil2

tünnisttot

1593...

m Jahre 1593 kam es zu einem zweiten Vertrag über die Hutegerechtigket [zwischen Linnes und Gießen], der im großen und ganzen die gleichen Koppelhutberechtigungen wie 1531 zwischen Landwehr und und den Bachwegen enthielt, in einem Fall aber bereits ein merkliches Zurückdrängen der Gießener Rechte brachte: Die Gießener sollten das Hüten über der Landwehr nach Klein-Linden zu einstellen. Diese Abmachungen über die Hutegerechtigkeit wurden 1626 noch einmal erneuert und bestätigt (11). [Knauß, Grenzstreit; Seite 113; Quelle 11: St A M, Samthofgericht, Fragmenta Actorum G 91/92.]

Leuner Chronik von Pfarrer L. H. Himmelreich; 6. "Das 17. Jahrhundert":
Am 17. März 1606 (Q.: Manuscript im Archiv zu Braunfels "Das verkehrte Jahr") erhob sich des Nachmittags 3 Uhr ein unerhörter Sturmwind und warf innerhalb einer Stunde eine solche Menge Bäume um, "daß dergleichen wohl in keinen historiis befunden wird". Die Kirchtürme zu Butzbach und Wölfersheim wurden umgeworfen. Im Amte Braunfels fielen dem Sturmwinde über 20.000 Stämme allein in den Wäldern zum Opfer. Am 19. März besichtigte Graf Johann Albrecht I. von Solms-Braunfels den Schaden. Das Dahlheimer Kirchendach war zur Hälfte weggerissen. In Tiefenbach waren 1900, in Niederbiel 1090, in Leun über 1000, in Oberndorf und Niederquembach je 1000, in Laufdorf 400, in Steindorf 340, in Albshausen 300, in Oberbiel 209, in Oberquembach 200, in Schwalbach 180, in Burgsolms 130 und in dem solmsischen Teil von Nauborn ungefähr 100 Waldstämme umgerissen worden.
In den anderen Dörfern und in den herrschaftlichen Wäldern haben sie nicht gezählt werden können.
.......
Das Jahr 1606 brachte unserer Gegend auch die Pest, ....
[Ob in 1606 auch in Linnes ein Ausbruch der Pest erfolgte, ist bisher nicht bekannt; sicher wird sich aber der im KB Lützellinden dokumentierte Pestausbruch von 1611 auch in Linnes ausgewirkt haben.]

1610 werden (..) 13 Lindeser als Besitzer von Grund und Boden in der Gießener Gemarkung genannt. [Rudolf Weigel, Seite 31.]

Vom 22. Septembris bis zum 6. Novembris 1611 sterben nach KB 2 in Lützellinden 30 Menschen, bei denen ausdrücklich "peste" von Pfarrer Johannes Mercator als Todesursache vermerkt ist.

In einem Schreiben aus dem Jahr 1612 ersucht der Hauptmann von Gießen den Landgrafen Ludwig von Hessen, „seinen Untertanen in Lindes mit einer Steuer an Frucht oder Geld zu Hilfe zu kommen, da sie ihr geringes Kirchlein mit Hilfe gutherziger frommer Christen und zu Ehre Gottes künftigen Frühling erweitern möchten“. Im Oktober desselben Jahres schreibt der Hauptmann an den Landgrafen, „daß der neue Kirchenbau nunmehr ins Werk gesetzt sei und mit Stein-brechen und Fuhren angefangen worden sei“. Er bittet den Landgrafen, die Lindeser für die Zeit eines Jahres von dem Frondienst zu befreien, „da die Ackerleut zum Lindes nicht mehr als 14 geringer Pferde haben und die Einläufigen (d. s. Leute, die bereits im Ort wohnen, aber das Ortsbürgerrecht noch nicht besitzen) nicht mehr als vier“. [Rudolf Weigel]

ANNO DOMINI 1613 DEN 13 ABRILIS ZWAR
DER ERSTE STEIN ZV DEM KIRCHEN BAVWE
GELEGET WAR DVRCH PHILIBS SCHMIT ABEL BINTZ
BEIDE BAVW HERN SINT TVRCH DIE OBER KEIT AVS ER KORN
1956 wieder aufgefundener Sandsteinsturz des Portals der zweiten Linneser Kirche; seit 1961 an der Südmauer der neuen Friedhofkapelle eingemauert.
Am 9. September 1613 wird die neue Kirche eingeweiht. [125 Jahre Kirche Kleinlinden, 1866-1991, Seite 8.]
2000 brachte Hugo Weigel eine erklärende Tafel unter dem Portalstein an.

Am 9. Sept. 1613 weiht die Gemeinde ihr neues Gotteshaus ein. Es steht in der damaligen Untergasse unterhalb der früheren Burgschule. Das Kirchlein hat eine Kanzel, einen Altar und Sitzplätze für Männer und Frauen. In seinem Türmchen, das noch im vorigen Jahr auf der alten Schule zu sehen war, hängen 2 Glocken. Die Orgel wird erst später aufgestellt.
1653 läßt ein Studiosus Faust aus Frankfurt eine Sonnenuhr an dem Gebäude anbringen und 1669 stiftet der Hofmeister des Junkers zu Lindes ein neues Altartuch. – Wenn der Friedhof nicht schon früher bestanden hat, so ist er sicher auch 1613 angelegt worden. [Rudolf Weigel]

Leuner Chronik, s. o.:
Im November 1614 richtete die Lahn durch große Überschwemmungen viel Unheil an. Alle Brücken wurden beschädigt, Häuser wurden weggerissen, viel Vieh ertrank. Hunderte von Obstbäumen schwemmte der Fluß fort. Dazu kam noch eine Himmelserscheinung, die die Gemüter ängstigte:
"Ao 1618 mense 7 bri ist ein erschröcklicher Comet viel nacht nach einand gesehen worden, in gestalt eines großen sterns, mitt einer langen Ruthen oder straal, in die 10 oder mehr schuh lang anzusehen." [Keine Quellenangabe für das Zitat.] Dieses Zeichen und die elementaren Ereignisse, welche die Lahngegend heimsuchten, waren nach dem Volksglauben Vorboten für schreckliche Kriegsereignisse.

1617 wird für den Gießener Festungsbau eine "Wallsteuer" erhoben. In Lindes sind 18 Haushaltungsvorstände steuerpflichtig. Das Gesamtsteuervermögen dieser 18 Linneser beträgt 4882 Gulden. Einzelne der hier genannten Familien lassen sich sehr lange, einige bis heute in Linnes nachweisen. Genannt werden: Bier Melchiors Ww. - 50; Abell Bintz - 240; Donges Anna - 376; Peter Ebel[Ebert] - 414; Christ Eckhart - 415; Christ Eckarts Kinder - 70; Johann Eckart - 153; Melchior Eckart - 349; Johanneß Goebel - 216; Philips Heb - 145; Jorgen Peter - 250; Joisten Hans - 344; Jorg Kauß - 190; Joist Kauß - 200; Philips Schmitt - 980; Jacob Schneider - 155; Cloß Weygell - 50; Georg Zueß - 285.
[Otto Stumpf: Einwohnerlisten des Amtes Giessen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert (1470-1669); Seite 30.]
Anhand der Akten des Centgerichts Lindes konnte nachgewiesen werden, daß Joisten Hans identisch ist mit Hans Jung, dem Stammvater fast aller Linneser "Jung". Cloß Weygell, der Hofmann/Hofrichter auf der Burg war, kann als Stammvater der Linneser "Weigel" angesehen werden. Warum Johannes Lentz, der nachweisliche Stammvater der Linneser "Lenz" und Schwiegersohn des oben genannten reichen Wirtes Philips Schmitt war, in dieser Liste nicht erscheint, konnte bisher nicht geklärt werden. Donges Anna war nach den Centgerichtsakten sehr früh verwitwet und hat nicht mehr geheiratet. Sie hatte nur einen Sohn, der wechselnd als Johannes Donges, Johannes Andermann und Donges/Anthonius Andermann in den Akten erscheint. Er ist der Stammvater der Familien "Andermann". Auch die in der obigen Steuerliste schon mehrfach genannten Eckhart sind heute noch in Dorfnamen nachweisbar.

Anno 1621 haben 8 Wochen lang Kriegsvölker zu Grüningen gelegen bis auf Ostern. [Sch.-Chr., S. 6]

Anno 1622 den 22. Mai sind durch Steinberg gezogen:
9 Cornet Reiter
8 Fähnlein Fußvolk / bayrisch Volk [Sch.-Chr., S. 13]
Den 31. Mai (ist) Christianus, Herzog von Braunschweig erstlich zu Als-
feld ankommen mit 30.000 Mann und (hat) dem Fürsten von Darmstadt
sehr übel in seinem Land gehaust. (S. 13)
Den 26. Mai ist Landgraf Ludwig Darmstadt durch den Pfalzgrafen und
durch den Grafen von Mansfeld eingenommen worden und den Fürsten mit
hinweg "nahe Manna ? geführt." (S. 13)

Anno 1624 uf Mittwoch den 16. Juny ist von einem schnellen Regen so fast ein Stunt
lang hat gewat, zu Gambach in der Wetterauw über vil 1000 fl Wertschaft ahm Lant ge-
schehen, den es hat das Waßer 4 Wohnhauß und 11 Scheuwern und vil Stallung in gront
umb geworfen und hinweg geflust, auch vil Baum mit den Wurtzeln auch hinweg geflust. [Sch.-Chr., S. 29]

Anno 1624 uf dn Dag Maria Heimsuchung (2. VII.) ist daß Kriegsvolck auß Marpurgk
ufgezogen und hat das Nachtlager zu Leitgestern, Watzenborn und Steinbergk gehalten. [Sch.-Chr.. S. 29]

Nota Diß 1626 Jar sein von dem ersten Dag January biß uf den erste Decembriß 8
unterschittliche Nachtlager von Krigs Volck bey uns geweßen, ab Den 28. Octobris
ist Watzenborn durch Sassen Lauenbergisch Volck (Sachsen-Lauenburgisch Volk)
gantz spullirt (geplündert) worden. Über 600 Reiß Daler (Reichstaler), was gestolln und
an Rantzioagelt (Lösegeld) dar von bracht. [Sch.-Chr., S. 44]

Nota diesen Herbst Anno 1626 hat die Pest in allen Dorfer ahn gefangen.
Nota in dißem iar 15 Juli sein die Artellery und die Heer Wagen auß Gißen nach Rhein-
fels geführt worden.
Nota In dißem 1626 iar den 22 Aprilis ist das Krigs Volck zu Großen Linden eingefallen
und 9 Man und Weibs Persohn erschossen uff den Gaßen. Sein alß balt dot plieben und
irer noch viell verwundet so balt hernach auch gestorben sein. .......
Anno 1626 - Nota. In diesem iar ist gegen Herbst vor Weihnachten so gros Mangel ge-
wesen Salz halber. U. g. F. und Herr hat auß dem Vor Rat in der Kellerei der
Bürgerschaft verkauft als ein maaß Saltz vor 4 Kopstick. Sonst in der Stat bey den
Kromer hat ein maß Saltz gern gegalten auch 7 1/2 Kopstick.
Nota. In diesem 1626 iar hat das Volck von Watzenborn gar nit in die Stat dorfen gehn
wegen dero Pest. ........ [Sch.-Chr., S. 45]

Vogteigerichtsakten, Seite 121:
Vögtgericht wegen Kriegsgefehrlichkeit in Ao
1626 Vnd 1627 ingestaltt Worden p.

Anno 1627 den 30 Mey sein 100 Jar, daß die Universitet erstlich zu Marpurgk Brif
Legirt (privilegiert) worden.
Ao 1627 den 27. Juni ist Fridirch Dil von Reuttern erschlagen. [Sch.-Chr., S. 49]

Anno 1628 - Nota In diesem iar gleich nach Ostern hat es ahngefangen ahn der
Pest zu sterben biß ahn Martiny. (11. XI.)
Zu Langgunß sein ahn 300 gestorben
Zu Leihgestern auch 164. Ist in allen Haußer durch den gantzen Flecken biß uf sein
164 persohn gestorben.
Zu Groningen (Grüningen) auch in allen Haußer biß uf [Steht so da.]
Des Mall zu Steinberg in Peter Schneiderß Hauß auch ahn gefangen.
Zu Gißen auch ahn gefangen der Pest umb Bardolomey. (24. VIII.)
Nota Teuer Wein dis ao 1628 - ein Maß Wein hat 20 Alb. gegolten zu Gißen und ist uf
keinem Dorf kein Wein geschenckt in dem gantzen Ampt Gißen, Ursach des Krigs
wessens halber. [Sch.-Chr., S. 51]

Anno 1628 von Michaeliß biß uf Christag in dißem gantzen Lant kein Wein uf keinem
Dorf nicht - Dan auch zu Gissen, Butzbach, Lich - als ein
Maß 1/2 Reis Thaller,
Ist kein Appel kein bier (Apfel, Birne)
Ist kein Rübenn kein Hoppen In diser gantzen (Rüben, Hopfen)
Die Erbes, Wicken, Bone erfroren Lantschaft (Erbesn, Wicken, Bohnen)
der Weitzen ein Meste - 20 Alb.
die Erbeß ein Meste - 20 Alb.
Item in disem Jar uf Sondag nach dem Christag habe ich alle mein Schof (Schafe) der sein
23 gewesen - must verkaufen .... [Sch.-Chr., S. 57]

1629 werden in der Lindeß-Leibeigen-Bede 27 steuerpflichtige Familienväter, meistens mit den Vornamen ihrer Frauen, genannt; bei einem, Seyfried Schefer, heißt es: ist nach Dudenhofen gezogen. Bei Magny Weißgerbers Ww. Elisabeth steht der Zusatz kompt von Heuchelheim.
[Otto Stumpf: Einwohnerlisten des Amtes Giessen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert (1470-1669); Seite 30.]

Im Jahr 1629 steht "das Dörflein Lindes mit aller hoher und nieder Obrigkeit, Geboten, Verboten, Diensten und Steuern" dem Landgrafen von Hessen zu. [Rudolf Weigel, Seite 31. Quellenangbae 59: Matthes, R. - Aus d. Verg. Kl.-L., Nr. 15 und Salbuch des Amtes Gießen v. 1629, fol. 97 ff.]
In Lindes gibt es damals die Untergasse (jetzige Wetzlarer Str.), die Obergasse und die Lützellindener Straße. Alle Gassen sind bessere Feldwege, auf denen sich Jauche und Regenwasser ihren Weg suchen. Gossen werden erst viel später angelegt. ....
Der Ort ist nicht befestigt. Die Häuser sind nur von Gärten umgeben, die durch Dornenhecken geschützt sind. [Rudolf Weigel; Seite 31.]

1634 Als Großen-Linden wieder einmal an 4 Ecken angezündet wird, kommen auch durch unseren Ort Italiener und Spanier von der Hauptmacht des Kardinalinfanten von Spanien, der nach der Schlacht bei Nördlingen in die Niederlande zieht. [Rudolf Weigel; Seite 40, nach Otto Schulte.]

Im Jahre 1634 muß aber Gießen wieder klagen, weil die Nachbarn aus Klein-Linden nunmehr ständig auch mit Schweinen und Schafen über die Gießener Landwehr hüteten und grasten. Außerdem wollten die Lindeser nun plötzlich von ihren in der Gießener Gemarkung gelegenen Gütern keine "Beed" mehr bezahlen, weil sie behaupteten, der "Centbann" liege nicht in der Gießener Gemarkung. [Knauß, Grenzstreit, Seite 113.]
Die Linneser nahmen hier m. E. also alte Rechte, die ihnen durch das Urteil von 1531 beschnitten worden waren, nach dem sie "furters mit den Ochsen und sonst keinem Vieh mehr" dort hüten durften, einfach wieder in Anspruch. Auch das zweite Argument, daß keine Teile des Centbanns ursprünglich zur Gießener Gemarkung gehörten, ist sicher zutreffend, da es kaum vorstellbar ist, daß sich die alte Verwaltungseinheit der Cent und eine Stadtgemarkung überschnitten.
Bei Dr. Knauß heißt es dann im nächsten Satz:
Der Grund, warum die Klein-Lindener jetzt, auf den Rechten ihres Vogteigerichts[!!!] fußend, neue Forderungen stellten, liegt in der Tatsache begründet, daß in der Zeit von 1630 bis 1700 ein großer Teil der Güter innerhalb des Centbannes bis zur Landwehr von Gießener Bürgern an Klein-Lindener Bauern verkauft worden war. Allein von 1665 bis 1680 waren es 155 Morgen (13). [Anm. 13: siehe Anm. 11: St A M, Samtgerichtshof, Fragmenta actorum G 91/92.] Waren hier die Linneser, die 1634 und vorher ihre Schweine über die Landwehr trieben, so vorausschauend, daß sie wußten, daß ihre Nachkommen 30 bis 50 Jahre später im Besitz des Landes sein würden?
Störend finde ich auch die Benennung des Linneser Centgerichts als "Vogteigericht". Das Linneser Centgericht hatte zwar in dieser Zeit weitesgehend nur noch ähnliche Funktionen wie ein Vogteigericht, ahndete Feldfrevel usw. Das rechtfertigt aber nicht die "Umbenennung". Ein Vogteigericht, wie z. B. das von Allendorf/Lahn ahndete Feldfrevel und regelte vor allem Erbschaften und Verkäufe von dem, ursprünglich einer Vogtei zugehörigen, Streubesitz in mehreren Ortsgemarkungen. Ein Centgericht war für einen geschlossenen "Centbann", eine alte Verwaltungseinheit, zuständig. Die noch erhaltenen Centgerichtsakten zeigen, daß das Centgericht Lindes ursprünglich in etwa die Funktion eines heutigen Amtsgerichtes hatte, und daß diesem alten Centgericht mit Aufkommen des Absolutismus zunehmend von der landgräflichen Verwaltung in Gießen die Kompetenzen entzogen worden sind.

Leuner Chronik:
Im Januar 1635 froren alle Flüsse zu. Selbst über den Rhein fuhren die schwersten Lastwagen.
....
Zu allem Unglück war im Februar desselben Jahres [1635] die Pest ausgebrochen, die keinen Ort unserer Heimat verschonte und kein Ende nehmen wollte. Damals (Akten vom 30jähr. Krieg im Archiv zu Braunfels, Gefach 104) heißt es von der Lahngegend: Der Zustand dieser Orte ist sehr schlecht und könnte wohl schlechter nit sein, weil alles totaliter ruiniert, die Leute häufig hinweggeflohen und aller Orten fast zur Hälfte ausgestorben sind.
Zu der Pest gesellte sich eine große Hungersnot, die drei Jahre lang dauerte.

KB Kirchberg, Notiz im Sterberegister, Abschrift Werner Heibertshausen:
"1635 ist Pest und Krieg in Oberhessen sehr häufig eingerissen, deßwegen der Catalogus hier nicht eigentlich hat können continuiret werden". [Herr Heibertshausen merkt noch an, daß nach dem 15. Febr. auch keine Taufen mehr eingetragen wurden.]

Vogteigerichtsakten, Seite 139:
Vögtgericht Ao 1635 ist nicht gehalten Worden
noch konnen wegen Krigs Vngelegenheitt p.

Diß Anno 1636 jahr ist so ein schrecklich deuer Zeit und ein Hunger im Landt, daß viel
Leut hungers sterben müßen .... [Sch.-Chr., S. 86]

1636 u. 1640 durchzieht schwedisches Kriegsvolk unsere Gegend. Überall kommt es zu Plünderungen, Vergewaltigungen und Ermordungen. [Rudolf Weigel; Seite 40, nach Otto Schultes Vigeliusbuch.]

In den Jahren 1635 - 1642 herrschen Hungersnot und Pest in unserer Heimat. Immer wieder nehmen die durchziehenden Truppen Pferde, Vieh und Frucht weg und zertreten alles Korn und den Hafer auf dem Feld. Sie plündern und morden und treiben auch noch andere Schandtaten. Bei solchen Durchzügen fliehen die Leute von Lindes oft in die Festung Gießen oder verstecken sich in den Wäldern. Die von der Pest befallenen Angehörigen aber müssen sie ihrem Schicksal überlassen. In Großen-Linden stirbt im 1. Pestjahr der zehnte Teil der Bewohner. In Gießen werden von der Seuche etwa 1400 Personen dahingerafft. Da keine Kirchenbücher mehr geführt werden, können wir nur vergleiche[ende] Schlüsse auf unseren Ort ziehen. Die Armen stillen ihren Hunger mit einem Gebäck aus gemahlenen Eicheln, Leinsamen und Rübenschnitzeln. Brot aus Kleie ist sogar bei den Reichen ein Leckerbissen. Im Frühjahr 1637 wird die Hungersnot so schlimm, daß man Hunde, Katzen, Mäuse, Ratten verzehrt. Die Hungernden folgen oft dem Karren des Schinders und bemühen sich, ein Stück Fleich von einem verendeten Tier zu erhaschen, wobei es oft noch zu Raufereien kommt. - Die Bitte, "vor Krieg, teurer Zeit, vor Pestilenz und schwerer Not behüt uns, lieber Herre Gott", wird von den Menschen dieser Zeit aus ganzem Herzen gebetet. [Rudolf Weigel; Seite 40.]

Anno 1638 - Diß iahr ist daß rint Vieh gahr teuwer gewesen eß hat ein Kuh 20 Daler
24-25 Daler golten
Den 4 Dag Appril acht Dag nach Ostern uf Giser Margk(t) ist ein groser Schne ge-
falen, daß man nit uf den Marck hat kenen gehen. [Sch.-Chr., S. 97]

Anno 1639 Iahr - Den 29 Mertz angefangen zu brachen und den 9 dag Appril die
letzte brach getahn biß uf ein Virtel bei der Griniger Hege, hab ich nit gekent von
wegen deß Krigs Volcks. [Sch.-Chr., S. 101]

Vogteigerichtsakten, Seite 145:
Vögtt Gericht gehalden montag den 6 t maji
Anno 1639 vfgeschüpt gewesen wegen Kriechß Volckß

In einer Kriegsschadensliste von 1639 werden 17 Geschädigte in Lindes genannt. Der Gesamtschaden beträgt 254 Taler 13 Albus. [Dr. W. Heymann: "Kriegsschädenslisten der Dörfer um Gießen aus den Jahren 1639 und 1640" in HiB, 1937, Nr. 3.]

Anno 1640 Den 1. Dag Januari ist daß schwedisch Krigs Volck zu u. g. F. u. Herrn
Landtschaft komen und 17 Wochen darin gelegen und alles außgeplündert,
Pfert, Frucht, Viehe aleß hinweck geführet. Sie haben mir genommen undt weg
führet 21 alten Schaf undt 11 Jung Lemer, 1 Mast Schwein, 4 Helt Schwein (unge-
mästete Schweine), 2 Küh, 1 Jerick Rint, 12 Hüner, 4 Enden, 3 Achtel Korn,
3 Achtel Hafern, 30 Reichs Daler an gelt müsen geben an aler hant Sachen
thut in Summa 143 Daler. [Sch.-Chr., ohne Seitenangabe.]

Vogteigerichtsakten, Seite 145:
Daß Gericht ist In Anno 1640 nicht
gehalden worden wegen vnfriedenß.
[Im Jahr 1640 sind die Einwohner von Linnes und anderen Dörfern wohl mehrfach (oder für längere Zeit?) nach Gießen geflohen. Dies wird auch belegt durch Taufen von Kindern aus Linnes, Allendorf, Lützellinden usw. in Gießen; siehe FB Giessen, Otto Stumpf, Band 3, Ortsfremde.]

1640 werden in der Lindeß-Leibeigen-Beede nur noch 20 Familienväter, wiederum die meisten mit den Vornamen ihrer Frauen, genannt.
[Otto Stumpf: Einwohnerlisten des Amtes Giessen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert (1470-1669); Seite 30.]
Der Schmied Ludwig Haupt, der die Witwe von Johannes Lentz geheiratet hat, ist schon dabei. Er gilt als Begründer der Linneser Schule und erster Lehrer.
In der angegebenen Quelle ist auch dokumentiert, daß 1640 in Linnes ein Kriegsschaden von 200 Reichstalern angerichtet wurde. Im einzelnen werden genannt: Salvaguardi (Sicherheitswache, Schutzwache) - 18; Cunrad Becker - 1; Ludwig Haupt - 6; Jacob Jung - 4; Johannes Meckel - 36; Abel Peter - 9; Cunrad Peter - 9; Cunrad Peter, Schenkischer Hofmann anstatt seines Junckers - 98; Velten Wagner - 7; Clas Weyels Witwe - 12.
Conrad Peter erleidet hier also einen Schaden von 9 Reichstaler an eigenem Vermögen; 98 Reichstaler Schaden enstanden am Burggut, dessen Hofmann (Pächter/Verwalter) er war.

1642 kann offensichtlich der gewohnte Gerichtstag, Montag nach Quasimodogeniti, wieder nicht eingehalten werden, wie aus folgendem Eintrag, Seite 147, ersichtlich ist:
Vogtt Gericht gehalden den 23 tag mayij Anno 1642
Weill der Vnfritten vndt die bayErß Arme im lant geleg(en) haben

Anno 1643 den 5. 6. 7. Dag Januari ist so ein über auß groß Wasser gewessen, daß
alß die Jungen Fursten von Darmstat nach Gissen sindt gezogen, haben sie nit in die
Stat Gissen konnen von wegen des Wassers. Es ist so groß gewessen, daß über die
Brük an alen Pforten hat gangen, daß man bei dem Sichhauß (Siechenhaus) uf ein
Achen hat kennen fahren über die Schar undt übern Wal biß an den Walbergk undt
haben die Junge Fursten 2 Nacht uf dem Schifenberg gelegen.
Die Leut haben alenthalben in der Stat mit Achen undt Backtregen gefahren. Uf dem
Marck(t) ist es nur drocken gewesen ... [Sch.-Chr., S. 114]

Aber das schlimmste Jahr von allen ist wohl das Jahr 1646 gewesen. Die Nachbardörfer Gießens waren nach und nach zu der Erkenntnis gekommen, daß das sicherste Mittel, sich vor den raubenden und plündernden Soldatenhorden zu retten, das sei, in die Festung zu Gießen zu flüchten. Leihgestern hat im Jahre 1646 von diesem Mittel öfters Gebrauch gemacht, so daß in der dortigen Kirchenrechnung von 1645 steht, daß keine Einnahme aus dem Opfersäcklein (= Klingelbeutel) hätte gemacht werden können, da die Bevölkerung so oft auf der Flucht gewesen sei.
Von Großen=Linden meldet die Kirchenrechnung 1646, daß die ganze Bevölkerung vor dem heranrückenden Kriegsvolk die Stadt verlassen und mit allem Hab und Gut in die Festung Gießen sich geflüchtet habe. Aus dem protocollum Vigelii in Großen-Linden ist zu entnehmen, daß der Pfarrer mit geflohen war und die Kinder seiner Gemeinde dort in Gießen getauft und seine Amtshandlungen verrichtet hat. In dem leer gelassenen Orte hausten die eingerückten Soldaten. Sie brachen in der Kirche den Fußboden auf, um nach dort vergrabenen Schätzen zu suchen. Sie erbeuteten einen der zwei silbernen Abendmahlskelche. Sie "zertraten, fraßen und verheerten alles Korn und allen Hafer im Feld", so daß nichts davon eingescheuert werden konnte, als sie abgezogen waren. Sie warfen die eisernen Öfen im Pfarrhaus um und taten dort wie auch wohl in den Privathäusern großen Schaden.
[Schulte, Seite 42.] [Wahrscheinlich waren auch die Linneser 1646 öfters nach Gießen geflüchtet. Im Anhang des Gießener Familienbuches ist keine Taufe eines Linneser Kindes, wie 1640 mehrfach, in 1646 verzeichnet (nur Heuchelheim und Allendorf sind vertreten). Allerdings könnte das (nicht mehr erhaltene) Kirchenbuch Großen-Linden auf der Flucht mitgenommen und in Gießen weitergeführt worden sein. Bisher unklar bleibt auch die obige Angabe des protocollum Vigelii als Quelle. Pfarrer Weigel wurde auf Trinitatis 1647 als Pfarrer in Großen-Linden "uffgeführt". Pfarrer Otto Schulte schreibt im Vorwort seines Buches, daß von den ursprünglich 120 Vierteljahresheften des protocollum Vigelii von ihm der Großteil der noch erhaltenen 56 Hefte im Unrat des Taubenschlages des Pfarrhauses gefunden wurden und und nun, also vor 1930, zu drei Büchern gebunden, Eigentum der Kirche sind. Der erste erhaltene Eintrag stammt aber vom 08.01.1652! Es kann sich dann nur um einen späteren, rückblickenden Eintrag handeln.]

1646 Schwedische Truppen unter dem General Wrangel setzen das durch Gräben, Hecken und Schlagbäume geschützte Dorf in ein Flammenmeer. 86 Häuser und 83 Scheunen brennen nieder; nur die Kirche und 2 Höfe bleiben verschont. Soldaten nehmen die Frucht weg und plündern. Hungersnot.
- Pest.
[Zeittafel zur Geschichte Heuchelheims - Zusammengestellt von Otto Henkelmann II. in "Heuchelheim in Wort und Bild", 1961, S. 142-144.]
Von Linnes ist ein solcher Brand nicht bekannt; die Plünderungen werden aber ähnlich gewesen sein.

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In Garbenheim wird 1633 Johannes Macrander Pfarrer. Im Kirchenbuch finden sich, im Anschluß an Tauf-, Heirats- und Beerdigungseinträge zahlreiche Anmerkungen zum Zeitgeschehen und zum Leiden der Menschen im 30jährigen Krieg. Hier folgen diese zeitgeschichtlich wichtigen Angaben von Pfarrer Macrander aus dem KB Grabenheim:
KB 1 Garbenheim 1626 bis 1664 - Historische Anmerkungen [Es folgen noch Ergänzungen.]

~: a(nn)o 1634.
Novemb. 23. Caspar Hejderichen ein sohn getaufft, Nicolaus
pat. & mat. Nicolas Joachimj vndt Ann Elß Peters Am ende
tochter. Eben in der stunde Kamen drej Regiment Kaijserische
zu fues, diser Caspar vnd auch Niclas Juchem, wurden von disen Völckern
von der Mansfeldischen Armee, mitgenommen vnd sind jammerlich vmbkommen,
vnd hat die Wetzflarische Guarnison vnser Dorf jämmerlich 2 jar ausgeplündert, endlich
Kam auch pestilentz, auch theure Zeit
[Vmtl. sind nur die letzten beiden Zeilen später nachgetragen worden, teilweise in die erste Zeile des nächsten Taufeintrages geschrieben.]

+: Anno 1635.
Januarij 11. Georg Rüeln töchterlein gestorben, peste, nomine Anna-Judith
[In Höhe dieses Eintrages links am Rand beginnend, querstehend, zweizeilig:]
NB sind bej 30 fewerstedtt[?] gewesen, v. ist keine
gäntzlich ausgestorben, [ohne Georg Hejderichs = gestrichen.]

~: Anno 1635.
17. Jan. Zu abend vmb 8.[6.?] vhr, Johan Friderich Scheffern, ein
sohn getaufft, Johann-Jost, Pat Johan Adam der
Schmidt, sein Schwager, [Nachtrag:] beij tage dorfft sich niemand wegen streiffend(er)
parthejen sehn laßen

~: Anno 1635.
8. Februarij Johan-Wilhelm Crombachen ein sohn getaufft,
Johann-Georg. Pat. Ich Pfarrer, vndt Elsbeth Johannes
Joachimbs Hausfraw. musten selbig mahl aus der Kirchen vnd dorff
entlauffen.

+/#: Anno 1635.
28. Aprilis Barbara, Rücker Zimmermanns wittib zu wetzflar
gestorben vnd begraben, ohne laüden, singen v. predigen, (: weil die Soldaten
wolbekleidete leüte vff der gaßen ausgezogen:)

#: Anno 1635.
30. Aug. Peter Teschen töchterlein, Maria, begraben
(: wurden von streifender Parthei, selbig mahl aus der
Kirchen gejagt :)

#: Anno 1635.
13. 7bris Johannes Frechen sohn Johann Georg, 15. jar
alt, zu Wetzflar gestorben vndt begraben.
(: waren weg(en) des stetig(en) einfals, raub v. plunderung der Knochen=
webelisch(en) Reüterej, nach wetzflar geflohen, alda die pest sehr
graßirt :)

#: Anno 1635.
19 Septembris Philips Funcken begraben. Textus Joh. 13. ....
muste in der Auwe in einem graben etliche Zeit liggen, wegen des
täglichen einfals der Kaijß.

~: Anno 1636.
10. ejusdem [Martij] Hanß georg Hauperten ein sohn getaufft,
Hanß Jacob, Propater Jacob Reitz, wegen vielfeltiges
streiffens, muste die mutter am dritten tage außm Kindbette nach
wetzflar weichen, sampt allen inwohnern vnd Krancken.

+: Anno 1636.
16. Aprilis Johannes Molich ein alter vndt verstendiger
man, gestorben, Ist ihm Kein leichpredig vndt begengnis
geschehen, haben auch dz heilige Osterfest vber mit trawren zu
wetzflar vnd vmbliggenden Heßischen örtern vns/ verbergen müßen,
wegen des teglichen streiffens vndt inquartierens.

#: Anno 1636.
2 Maij ...
16 ejusdem Anchen Melchior Strohen wittib [leer] jar alt
zu wetzflar begraben.
NB Seidhero a(nn)o 634 1 tl D(omin)ica/ Adventus die manßfeldische Armee
das land hiervmb verderbt sindt bis an jetzo peste/ [sind = gestr.]
Garbenheimer leüte gestorben ---------- 75. leben noch 78

#: Anno 1636.
9 tl Julij Hanß Caspar, Johan Friderich Scheffers sel. hinderlaßen
letztes söhnlein, zu Wetzflar begraben
2. Julij Ist ein Kaijß. Armee, vnder dem Feldt Marschalck G. N. Götzen, bej 30 Regi=
ment, zu Roß, Dragoner v. Fues die Lehn herauf, Landgraff Wilhelm von Heßen v. ad Herren[?]
anzugreifen, gezogen, zu Wetzflar dz Hauptquartier 7 tag gehabt, die Generaln, Obristen,
deroselben pagagi[?] etc. lagen in d(er) Stadt, vor d(er) Stadt von d(er) Dill an biß an NiderGirmes
war des fues volcks feldtlager mit dem geschütz, vf den dörffern die Reuterej. Die winter=
frucht so eben zeitig, ward aller oben abgeschnitten, zun [?]Hütten ins lager[?] getragen, vertretten. vom
troß gedroschen[?], v. vertragen, also gar dz in vnser terminej Kaum ein achtel frucht Kan zu=
sammen gelesen werden, wan man sich dörffte sehen laßen. Die dörffer sind gantz ruinirt, Gott sei
Danck dz die bloßen bew sind stehen plieben, alles haus gerümpel, disch, banck, betlachen, [?]thüren,
Kelten, büden etc. sind verbrant, vnd ins lag(er) geführt, Ist auch bej vns, aus mangel d(er) pferde, Kein
sommerfrucht geseet, dz rohe obst ist von den bewmen geschlagen, die mühren ausgerupt. Daß
also große hungers noht vorhanden, weil alles viehe v. vorraht hinweg. Gott wölle vns
buesfertige hertzen verleihen, dz wir von vnserm sündhafften, bösen leben v. wesen abstehen, vff dz auch ahn
der großen v. langwirigen plagen v. strafen gerewen möge.

a(nn)o 636.
Dominica 9. post Trinitatis [14.08.1636] Sacram Coenam admini=
strirt sind wie verzeichnet 30. communicanten gewesen
Haben die vbrige Zeit, wegen vielfeltiges durchzie=
hens, einquartierens, raubens, plünderns vndt
geldt preßuren, vns wenig im dorff finden laßen,
vnd den Gottes dienst verrichten.

+/#: Anno 1637.
9. Martij, Ein man von Ernsthausen vnder Weilmün=
ster, Henrich genant, Herman Wirths sohn, vndt Mar=
grethen Peter Scheffers tochter man, zu Dudenhofen, sampt
seinem weibe vndt Schweher, in des bürgermeisters haus ein
zeit lang geherbergt, nach Wetzflar gehen wöllen, ist an/ bej der
Kühemarck an der waldtecken dem spitzenberg zu im hege=
graben todt funden worden, Ist vf begehren seines weibs
vndt Schwehers von den Nachbarn alhier vff einem Karn ge=
holet, vnd vf vnsern Kirchhoff begraben, Ist ohn zweifel
hungers gestorben.
Vmb diese zeit gildt ein mest Korn zu Wetzflar j R(eichs)th(a)l(e)r
vnd ist noch nicht zubekommen. ein mest weitz 5. Kopfst. Das achtel
Korn 10 R(eichs)th(a)l(e)r

#: Anno 1637.
14. Septemb. Ann-Margretha Peter Meßerschmidts
töchterlein 5 jar alt begraben
Umb diese zeit ist ein allgemein fieber im gantzen landt gewesen
vnder den restirenden leüten, alhier .....?/ sind jetzo noch 3 personen,
so innerhalb jarsfrist nicht kranck gewesen

*/~: Anno 1638
21. Martij Hanß Georg Kahln ein tochter getaufft,
Ann-Elßbeth promater Ann-Elß, Johannes Frechen
Hausfraw, circa hoc tempus war große Kriegsgefahr, deren
wegen auch dis Kind, 4 tage alt, vmb den abend getaufft
ward, vff die Ostern zog General Götz Feldmarschalck mit
seiner Armee durch wetzflar vnd derer orten, nach dem
Bejerland zu gegen Hertzog Bernhard Frantzösischen Gene=
ral welcher Jan de werd Kaijß. Obrist(en) geschlagen v. gefangen.
[Deutlich zu lesen: "de werd"; nich "de wred(e)"; die Fortsetzung ist mit anderer, teilw. verblaßter, Tinte geschrieben:]
Alhier zu Garbenheim hatten 1500 pferde logirt, alle restende[?] fütterung[?] vnd
gemüse vfgeätzet, was sie nicht mitgenommen, v(er)derbet. mir Pfarrern
ist an allerhand bej 50 fl schaden geschehen, vor dis mahl, vnd sind
mir seithero dem manßfeldischen march bej 1000 fl. werth
an viehe, frucht vnd mobilien sonsten etc abgeraubt. v. dancke
doch dem gütigen Gott, das Ich, mein weib v. Kind(er) [?]vnsern gesunden leib,
davon bracht.

~: Anno 1639.
17. Martij Hanß Georg Kahln ein sohn getaufft
Hanß Jacob, pat. Jacob Reitz vnd Susanna
Caspar Teschen Hausfraw, Heüt sind wir abermals in große
forcht vnd schrecken gesetzt weil naher wetzflar 4 compagnj
Küraßirer, auch in Hüttenbergk vnd Ampt Glejperg,
Königsberg ja vberall, Kaijß volck ingetheilt vnd ist Panir[?!]
Schwedischer obrist vnd General albereit mit seinem volck
im Franckenland.

~: Anno 1639.
Den 19 t April. des abends bej licht Johan Georg Kochen
ein sohn getaufft Johann Friderich, pat. Johan Georg
Krombach, vnd Elßgen, Johannes Joachimj Hausfraw,
Weil aber General Hatzfeldts Armee diser orter durchgezogen
welche abermahls die frucht im felde sehr abgeätzet.

+/#: A(nn)o 1640.
13 Januarij, Jacob, Niclas Crombachen söhnlein
zu wetzflar gestorben vnd begraben. wir waren
dismahl vor der Saxen weijmarischen Armee, welche ins Fürsten=
thumb gezogen, gen wetzflar gezogen.

~: Anno 1645
den 20 t Feb. Hans Georg Kahln ein söhnlein getaufft, Johan
Melchior. propatres Johan Melchior Krafft bürger zu wetzflar
Johannes, Jacob Reitzen sohn zu wetzflar, promater Elsbeth Peter
Teschen tochter. wir waren dismahl nach wetzflar gezogen, aus forcht der plün=
derung vor den frantzösischen volckern so zu weilburgk logirt, erlangete bej
Hln. Jacobo Herttio dem eltesten pfarrer, dz ich dis Kind selber in der stat
im[?] losament[?] getaufft.

A(nn)o 1645.
Vff Wejhnachten S coenam 17 personen administrirt.
Vff ostern S. Coenam 23 personen mitgetheilet.
solte im Herbst gehalten werden, würden aber durch die heßische
völcker gehindert, weil der Hl Graff von with Obristl. mit 5. Compagni Reüttern
vnd 120. musquetiren 12. dage alhier logirt, wir kamen dismahl vmb vnsern wein, frucht v. futtung[?]
a(nn)o 1646.
Vffs new jar 22 personen S Coenam administrirt.
vnd rißen 24 bew nider, Gotterbarms, logirten 8 tage zu wismar vnd
dahervmb, endlich nahmen sie butzpach ein, sprengten die pforten etc.
beschoßen auch die Stat Marpurgk etliche dage, bekamen sie ein mit
accord, belagerten daß Schlos, beschoßens streng, bekamens mit accord
a(nn)o 1646 den 16 Januarij, Obrist Willich welcher das schlos inne hatte
ward beneben seinen mitofficirern zu Gießen etlich mahl vor stand=
recht geführet, weil er keinen sturm erwartet etc.

~: A(nn)o 1646.
Den 28. t. Junij Jacob Reitz eine tochter zu wetzflar taüffen laßen
propater Hanß Georg Kahl. promater Hl D.[B.?] Molthers tochter Catharina.
dictäa.[!] filiola, [Elßbeth, oder Elßgen = gestr.] Catharina.
Etliche Dage zuvor war die Schwedische Heüpt Armee vffgebrochen, vnd
hatten zu Garbenheim vff allen hügeln schantzen gegen den feind vffgeworfen[?],
dadurch vnser dorff ruiniret, die früchte v. gras ab geetzet, [Mit anderer Tinte später nachgetragen:] Ist auch nicht
nur eine handvol heu[heim?] in Garbenheim dis jar kommen, musten das restirende viehe
von der heide erhalten, vnd bescherete vns Gott auch einen weichen winter.[?]

#: A(nn)o 1646
Eodem die [8. t. Augusti] Elßbeth, Henrich Lucij tochter 7. jar weniger
5. wochen alt, begraben. Wir wurden dis mahl an der leich=
predig gehindert, mußten ejlend außziehen nach Solms, weil die Kaijß.
vnd Baijrische Armee vor den Schweden wichen bis nach Runckel hinvnder.

Den 4. t 8b(ris) aj 1646, als den 4ten bus, fast, vnd bettag
daß H. Abendmahl 10 personen administrirt.
Diesen sommer haben die Schweden vnd Kaijserliche Armeen, daß land dieser
orter v(er)derbt, dz wir vnser brodtkorn weit holen müßen,

a(nn)o 1647.
Den 1 tl Januarij. S. Coenam administrirt 28 personen.
war zwar der erste ausgeschribene bues, fast v. bettag, vom
Gießer Sup(er)intendenten, weil aber Ihre Fürstl. Gd. vnserer alten
obrigkeit, Graff Ernst Casimir von Naßaw Sarbrucken etc. Gd.
drej dage vor dato das Ampt Glejberg widervmb eingeraumet,
Ist dieser fast dag abgeschriben, vnd soll in Kurtzem ein ander
bus-fast-bet-vnd dancksagungs dag ausgeschriebn werden.
Es hat aber der Furst von darmstadt dis Ampt 10 jar weniger etlich wochen
innen gehabt.
Die Schantzen vff den bergen vmb vnser dorff weisen auß wie die
Schwedisch Haupt Armee logirt, vnd solches in die vierte wochen lang.

Vff Ostern S Coenam 18 personen administrirt.
Den 15, 7b(ris). 13 personen S. Coenam administriret.
weil die Schwedische vnd Kaijßl. Armeen vmb Marpurg vnd darin gelegen
von Advent voriges jahrs, bis 6 wochen nach Christag 648. haben wir müßen
ausziehen, vnd also dz H. Abendmahl nicht halten können.

oo: A(nn)o 1647.
den 5. t. xb(ris). Caspar Wagnern vnd Ann-Elsen
Johannes Frechen wittib copuliret. weil die Schweden
vor den Kaijserlichen gewichen biß hinder Caßel, vnd die Kaijß.
marpurgk belagert, derentwegen es von[ver?] nomen[?] sehr vnsicher
sind wir den 1. Advents Sondag [= 28.11.1647, jul.] in der nacht mit vnserem viehe etc.
nach wetzflar gezogen, welche ..[Fleck] ieß[?] Reüterej zu Salvaguarden hatte(n).
wird also von hieren der gantze Lahnstrom biß oben auß v. daß gantze
Heßenland vollend in grund verderbt, vorm jar hauseten die Schweden
dieser örter auch also, v. haben die Fürsten von Heßen durch ihre vnejnigk.
ihre Schlöß(er) im Ampt Marpurg selbst zersprengt.
[Ab hier ist die Schrift sehr stark verblaßt:]
nach dem newen jar aber haben die Kaijß. marpurg die stadt
geplündert, dz Schloß aber nicht inbekumen[?], Zurück ins Francken=
land gewichen, die Schweden aber sind ihnen nachgezogen, vnd haben
dem Fürsten von darmstadt alle seine Schlöß(er) v. Städte im Vogels
berge geplündert, endlich den 1 t Feb. Vber den maijn in Francken
lang gangen, vnd sind wir armen leüte vff lichtmeß wied(er) heim
gezog(en)

~: a(nn)o 1648.
Den 30 Januarij Hanß Georg Kahln ein sohn getaufft, Johann-
Philips. Propater Ich Pfarrer, vnd Promater Elßgen
Johannes Joachims Hausfraw. Ist auch zu wetzflar jung[??] worden
vnd vff erlangten consenß durch mich im Hause daselbst getaufft,
weil die Schwedische vnd Kaijß. Armeen dieser orten [?]verstört[?] vnd
wir 12 wochen[?] nunmehr zu wetzflar gewesen.

A(nn)o 1648
Dominica 18. pt. S. Coenam 14 personen administriret.
In der herbstmeß ist der allgemeine Teütsche friedens
schluß publicirt, vnd ist die Schwedische Armee, dieser
orter ins winterquartier ausgetheilet, vnd ein gros
geld die Soldaten zubezahlen, in allen landen [?]erhoben.
nemlich 5 million.

[Ende der zeitgeschichtlichen Notizen von Pfarrer Johannes Macrander im KB Garbenheim.]
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1650 besteht in Linnes eine Schule. [Prot. Vig.]
Die Einwohnerzahl von Klein-Linden bertug um 1650 etwa 125 Einwohner. [Hermann Rau: Geschichtliches von Klein-Linden, in: 50jähriges Jubiläumsfest der Radfahrervereinigung Klein-Linden; Seite 21. (Ohne Quellenangabe.)]

Durch den folgenden Eintrag im Protocollum Vigelii vom 29.02.1652 ist dokumentiert, daß Pfarrer Weigel in Linnes Abendmahl hält:
den 29. ich zu Lindes (weil das H. Abendmahl gehalt(en):) sonder(..) Hir nach mittag fur den Caplan (der zu Hirnßheim ein Kind zutaufen hatte:) geprediget, letzt theil des Evangel. Vom Blinden am Weg.
Merkwürdigerweise schreibt Pfarrer Weigel an Ostern 1653, daß er nun das erste Mal das Abendmahl in Linnes gehalten habe, siehe unten.

den 2. Mart. [1652] haben die Lindeßer einen Zaun umb ihren Kyrchhof gemacht. Hat seythero nach dem Kriegswesen noch immer offen gestanden.
den 4. der Opfermann Dörner drauf gemacht. [Prot. Vig.]

den 8. Mart. [1652] ist Henrich Weigel zu Lindes, von der Burg, darauf er bißhero des Junckern Hofmann gewesen, Herab gezogen, in sein eygen Hauß. [Prot. Vig.]

den II. Januar [1653] hat Antonius Faust Studios. Francof. eine Sanduhr in die Lindeßer Kyrch verehret vnd mihr durch eine magd von giessen hergeschickt. welche ich den 23.hujus mit nach Lindes genommen vnd gelifert, den Senioren auch 8 dage Zuvor angeZeiget habe. [Prot. Vig.]
[Er hatte vorher für Pfarrer Weigel in Linnes gepredigt.]

den 17. Januar [1653] hat der Opferm. Zu Lindes, Ludwig Haubt, die uhr stehen lassen, weil sie ihm keinen lohn darvon Zustellen geben wöllen. [Prot. Vig.]

den 25. Januar [1653] da ich meine besoldung von des Opfermanns vnd der Kühhirtin Haußgesesse Zu Lindes forderte, welche mihr noch die gantze Zeit außstünde, vnd mihr weder der Opferm. selbst, noch die gemeinde (alß welche ihm auch seinen lohn von der uhr weigerte,) geb(en) wolte. gieng die gemein Zusammen, vnd beschlossen, der Opferm. Sölte mihr selber meinen lohn geben, so wölten sie ihm seinen die 2. Jahr von der uhr Zustellen geb(en). vnd würfe sich ein ander auf, der es ohne besoldung von der uhr, verwalt(en), v. doch dem Pfarrer sein gelt selber geb(en) wölte. Sihe droben 17.hujus. [Prot. Vig.]

den 7. April [1653] Zu Lindes 55. Eyer bekommen auf gründonnerstag. Von Conrad Beckers frawen 0. welche Kranck war. [Prot. Vig.]

den 11. April [1653] auf Ostermontag hielte ich (auf begehren etlicher alter weiber, die die wegsteuer nicht haben nach Linden Zugehen:) das H. Abendmahl (ietzt Zum ersten Mahl) Zu Lindes waren 14. Communicanten; darunder Melchior Hildebrand der Hofrichter, so ietzt Zum ersten mahl bey mihr gehet, da ich nun schier 6. Jahr Pfarrer hir gewesen. [Prot. Vig.]

den 13. Januar [1654] Bettag alhie, (den ...(Kyrch?) Convent underlassen) auch zu Hirnßheim (weil H. Collega unpäßlich war:) und endlich Zu Lindes gehalten. Text Gen. 8.v. 13.bis zum 20. XVIII. Predigt D. Suarini.
Eod. ist Johannes Rau mit seiner Haußhaltung von garbenteich gen Lindes geZohen, die Kühe und Säue alda zuhüten. [Prot. Vig.]

den 3. Mart. [1654] habe ich auf geheiß des H. Superintendenten, desselben Bescheid der Lindeßer gemeinde vorgehalten, welches inhalt war, dz sie den Opfermann bey seiner freiheit solten lassen, wie Vnser gn. Furst und Herr ernstl. befohlen, und im gantzen Land der brauch werr: Oder er wölte sie von I(hro?) Fl. gtn. verklagen, wie auch dz er sich immer wegen der schule mit ihnen habe Zanken müssen, und daß sie mehr auf ihre Säwe, alß auf ihre Kinder, achtung gäben. diß war ein Bescheid auf Ludwig Haubts, Opfermanns (und nun mehr auch Schulmeisters) Klag, dz sie ihn (dem brauch mit seinen vorfahren gehalten Zuwider) von des Pfarrers besoldung (welche mihr nun von des Opfermanns Hauß 6. Jahr hinderstendig:) nit befreyen, ihm über das auch 2. Spethlr(?,wohl: Rthlr.), jährlich die uhr Zustellen, und dieselbe v. glocken Zuschmieren, nit geben wölten. Forderte deswegen den hinderstand (von 3. Jahren). [Prot. Vig.]

den 23. Mart. [1654] 56. Eyer zu Lindes aufgehob(en) auf grundonnertsag.
NB. Conrad Beckers und Melchior Hildebrands, Hofrichters, als deren weiber Kindbetterinnen; It(em) Jois Rauhen als Kühe und Säwhirth, wil er fremd da, verschonet. [Prot. Vig.]

den 25. 9br. [1655] hat mein gevatter H. Christian Soldan Studiosus, fur mich Zu Lindes geprediget, an stat Sonntägl. Evangelii Zum text gehabt Matth. 3.v.8. Taufte ich darbey Johann-Ludwigen, Melchior Hildenbrands des Hofrichters Kind. waren ich und uxor auf dem Kindbett: Truncken roth win von Allendorf, mas 4.alb. NB Ein par maß hatten sie auch von gissen mitbracht, firnen win. [Prot. Vig.]

den 25. maji [1656] (auf H. Pfingsttag) ...
Eod. 6 Kinder von Lindes (keine hiraus) confirmiret, 5. Knaben und 1. mägdlein. Vnter welchen war Nicolaus Möller von Heydelbach bey Alßfeld her, der Schäfer Jung. [Prot. Vig.]

den 17. 7bris [1656] haben die Lindesser auf ihre Kirchweih keine Predigt bekommen, weil mihr nichts angezeiget war, und ich nit wuste, wz fur ein tag sie brächte, Davon mihr hernach den 19 ejusd. Philipps Eberts, bey der Kalckkauten sagte, daß sie Mariä geburt brächte. Auf welchen 19. 7br. ich doch per accitens .... bequemen text, in meiner ordentl. wochenPredigt erklärte aus 1. Chron. 23. vom vers bis zum ende. vnd darbey erZehlete, dz die Kyrche vor 43. Jahren erbawt werr. [Prot. Vig.]

den 7. Jul. [1657] hat der Kastenmeister gev. Elias Wagner 3. mas Kalck Zu Lindes vom Opfermann gekauft fur 9.alb. und gelescht und eingegrab(en) in den Früe(?)Hof. [Prot Vig.]

den 26. Julii [1657] habe ich angekündiget, über 8.tage das H. Abendmahl Zuhalte(en).
Zu Lindes Henrich, Jacob Jungen S. sohn, und Johann Jacob(en), Baltzer Weigels, so das gebet wider die Zauberey, von mihr ab= und ihnen vorgeschrieben, dz sie es ferner abschreib(en) und lernen solt(en), verlohren, und in der Kyrch sich darumb zankten, iedem eine maulschelle gegeben. [Prot. Vig.]

den I. Aug. [1657] Zeyget Johannes Eckhard von Lindes an, dz sein Kindlein, Johann-Andreas, so heut den 9. tag an den pfochen kranck gewesen, diesen morgen zwischen 6.und 7.uhrn gestorben seye, und er es morgen wölle begraben lassen. Ist 5. monat, weniger 12. tage (oder 20. wochen I. tag) alt worden. [Prot. Vig.]

den 16. [Aug. 1657] habe ich Marien, Jacob Jungen s. witwen Zu Lindes, auf ihr begeren, in ihr büchlein des intgenommen Opfergeldes, daran sie 3. f. so schuldig blieben, geschrieben dz dieselbe 3. f. und ferner noch 1. f. so sie überZugsgeld wegen ihres Sohnes Conrads frawen geben solte, mit thielen (36. wd(wurden??) fur 3. alb gerechnet,) beZahlet habe, fur den Altarstein. vnd dz Balthasar Weigel noch 4. thiele darZu (weil der Stein 40. thiele gekostet,) gegeben habe, welche ihm wider müssen erstattet werden. Hierbey war, in Hanß Lentzen Hauß, Baltahsar Weigel Senior, Ludwig Haubt Opfermann, Peter Lentz alß voriger, und Johannes Neidel als ietziger Burgmeister. [Prot. Vig.] [Jacob Jung war vor Ludwig Haupt Opfermann gewesen.]

den 21. Aug. [1657] spricht an Johann Reinhard Zu Lindes (Ann-Elisabeth uxor,) wil künftig Sonntag begraben lassen sein töchterlein Ann-Elisabeth, so 10. tage an den pfochen kranck gewesen, und dieses morgens zwischen 2.und 3.uhrn gestorben. 2 jahr weniger 3. tage alt. [Prot. Vig.]

Anno 1657 den 30 Dag Auguste ist so ein greulich Wasserflut komen, daß unsern Hof
hinein gangen hat, daß es halb Manß hoch in unser Scheuerden(ne) hat gangen undt in
den Kustal daß die Kelber undt Rindt Vieh in den Steln geschwome haben, daß die Ku
Kreb (Kuhgrippe) hinaus dem Stal ist geschwomen und ist so lang beß Weter gewest mit
Regen, daß das Gromet al auß den Wiesen ....(unleserlich) [Sch.-Chr., Seite 146]

den 22. 7br. [1657] spricht an Johann-Georg Weigel von Lindes (Catharina uxor,) wil morgen begraben lassen sein töchterlein Elisabeth-Catharinen, so nächtens nach 11.uhr verschieden. morgen 3. wochen an den pfochen kranck worden, welche ihm wider vergangen, und es seythero innerliche Kranckheit gehabt. Ist 5. jahr alt gewesen 3. wochen vor Ostern. [Prot. Vig.]

den 28. 7br. [1657] hat der Leydecker Hanß-Henrich Zugmann, [Nachname unleserlich verbessert] so hie sich aufhält, das Kyrchtach Zu Lindes angefangen Zudecken, wo es mangelhaftig und 30. ejusd: verfertiget. Hat die decknägel dargethan. Sollen ihm geben 1. Rthlr. [Prot. Vig.]

den 9. Mart. [1658] Alß ich gen Giessen gegangen war, hat der Schulmeister die betstunde gehalten. [Vmtl. ist Lindes gemeint.]
Eod. hat mihr N. Joh. Just Velten Pedell Zu giessen geliehen Passions-Predigten Herrmanns und anderer p m 4to. It(em) M. Stumpf hat mihr gen Lindes geschicket, da ich sie in Hanß Lentzen Hauß bekommen, Passions Predigten in Matthäum, Marcum und Lucam Dauderstadii etc. m 4to. Zu der Passion über S. Lucam dies Fasten Zeit über Zupredigen. diese beyde müssen ihnen widergegeben werden.
Eod. der Juncker gen Lindes kommen, und Melchior Hildenbrand von der Burg getrieben, welcher gen Linden (Zu Johannes Gerharden ingezohen.) Am Rand: Hat der Juncker (schon Zuvor) Johannes Spanheimern von Heuchelheim und Johannes Eckharden seinen Eydamen Zu Lindes, Zu Hofleuten angenommen. [Prot. Vig.]

den 6. Januar [1659] gerechnet mit Baltzer Weigeln Zu Lindes, wegen meiner besoldung .. ao -1658. Sagte, Joes Schwetzer hette gegeben 2 1/2
Kopfstück an geld;
It(em) hat er mihr die wiese in der Lützellind. Lück(en) 2.mahl gemehet auf seine Kost, wz er dafur abZiehen wird.
der Burgmeister hat mihr gegeben
10.f. 15.alb (Schwetzers mehen ausgeschlossen,) das erste Ziel.
5.f. 13.alb. 2.d. (mehen wider ausgeschlossen) das zweyte Ziel.
4.alb. an 4. maß bier Hans Lentz mihr noch bey vorigem Burgmeister gelassen, so er bey diesem abZencht[?abzieht?].
Ist Summa
16.f. 5.alb. 2.d. Sind 10. Hausgesässe
Stehen mihr noch aus
6.f. 8.alb. 2.d. darvon aber des Schwetzers mehen noch abZuZiehen.
Hirauf hat er mihr ietzt gegeben
4.f. [Prot. Vig.]

1658 erhält Pfarrer Weigel von Großen-Linden für seine Gottesdienste in Lindes nur noch von 10 Hausgesäßen insgesamt 22 1/2 (Gulden) jährlich. [Rudolf Weigel, Seite 31; Quellenangabe: 65: Otto Schulte und Matthes.]
Im Jahre 1659 am 6. Januar verzeichnet Weigel, was ihm die Gemeinde Lindes für die ganze seelsorgerliche Versorgung für 1658 schuldig sei. Es sind im ganzen 22 1/2 fl., die der Bürgermeister von Lindes einzuziehen und an ihn abzuliefern hatte. Er hatte sie von den zehn "Hausgesässen" (das Wort setzt 10 Häuser in Lindes voraus) einzuziehen und erhielt von jedem 2 1/4 fl.
Hundertzwanzig Jahre später war die Sache so geregelt, daß "jeder Einwohner, wovon auch die Beisassen und Witwen nicht ausgeschlossen waren, jährlich an Geld 40 alb. 4 heller" beizutragen, daß ein Viertel dieses Geldes alle Vierteljahr von dem Bürgermeister zu erheben, und daß für diese Bemühung derselbe von jedem Betrag entbunden sei.
Ganz unabhängig von dieser Privatbesoldung bekam der Geistliche noch, laut einer Aufzeichnung in einer Kirchenrechnung von 1778, 2 Achtel Korn (= 4 Ztn.) jährlich Pacht von dem adligen Gut in Lindes, die zur Pastorei Großen=Linden fielen. Sie wurden schon geliefert, ehe der Bau der Kirche zu Lindes im Jahre 1613 angefangen wurde und ehe noch der Pfarrer von Großen=Linden sich durch den Privatvertrag gebunden hatte, "sich alle Woche nach Lindes zu begeben und den Gottesdienst zu halten". In späteren Jahren hat die Gemeinde Klein=Linden versucht, diese 2 Achtel Korn als zur Privatbesoldung des Pfarrers durch die Gemeinde gehörig zuzurechnen. Es ist darüber lange Streit gewesen. [Siehe bei 1817.]
Außer der obengenannten Besoldung hob der Pfarrer noch alljährlich am Gründonnerstage zu Lindes Eier auf, wobei er die Kindbetterinnen und den Kuh= und Säuhirt, wie er schreibt, "verschonte". Er erhielt der Kleinheit des Ortes entsprechend nicht viel, einmal 56, ein andermal 72. [Schulte, Seite 121/122.]

den 21. Januar [1659] .....
Eod. der Rentmeister Zu giessen, in sein und des Ambtmanns namen mihr einen bescheid ertheilt, dz die Lindeser gemein mihr des Opfermanns theil an meiner besoldung geben sollen; welches sie Zuvor nit thun wollen. [Prot. Vig.]

den 21. Jul. [1659] hat das donner wetter Zu Lindes Baltzer Weigeln in einen Hausten Korn geschlagen, dz er verbrennet. Hatten 2. frembde under einem anderen Hausten nit weit davon gesessen, welche gesagt, die erde hette sich erschüttert, wie wan ein theil her und dar gienge. teste Hans Lentz 22. ejusd. [Prot. Vig.]

Der folgende Eintrag belegt, daß es schon einen Schornsteinfeger gab:
den 3. 8br. [1659] hat der Schornsteinfeger von Giessen den Schornstein im Pfarrhauß, (davon er 8. alb. fordert, so ich folgenten tag den Kastenmeister geheissen ihm geben:) und den in der Schul, (davon er 5. alb fordert, so der Burgmeister bezahlen mus:) gefeget. [Prot. Vig.]

den 4. 8br. [1659] ..... [Bericht von Pfarrer Convent in Gießen]
Bey diesem Covent lase uns der H. Superintendent vor F(ürst)l(ichen) befelch, dz vor vagirenten gesellen, ohne sein vorbewust, nichts aus d(em) Gotteskasten geben sollen. ............
2. Propomirete ich, dz Johannes Eckhard Zu Lindes seinen schweher Johannes Spanheimern geschlagen hette. Antwortete der H. Superintendent, Ich solte ihm das vorhalten, und ihn darümb strafen, vorm Kyrchen Convent, und wan er Zum nachtmahl gehen wölte. [Prot. Vig.]

den 30. 8bris [1659] habe ich den Lindesern auf der Cantzel angekündiget, morgen die schule wider anZufangen, und die Kinder darein Zuschicken. Habs auch sonderlich dem Opfermann anbefohlen, dz er sie halten solle. [Prot Vig.]

den 18. 9br. [1659] alß ich gen Lindes kam Zupredigen, sahe ich, dz gebick über die gaß her nach Joes Neidels Hauß gestrewet war. ward mihr erZehlet, es werr die nacht geschehen; weil Johann-Melchior Andermann, Hans Lentzen tochter Cathch(en) gefreyet, und abschlägig antwort bekommen hette. Zornete ich auf der Cantzel daruber. [Prot. Vig.]

Der folgende Eintrag belegt, daß Linneser Bauernsöhne auch in dieser Zeit schon ein Handwerk erlernten:
den 29. 9br. [1659] erZehlete mihr Baltzer Weigel Zu Lindes (auf Hans Lentzen tochter weinkauf,) daß sein sohn Conrad aufs schuster Handwerck gewandert, und vor 14.tag nach marpurg geZohen werr. [Prot. Vig.] Conrad Weigel und sein Bruder Philipp lebten später als Schuhmachermeister in Hanau.

Am 12. Dezember 1659
sprach mich an Georg Sauer, Studiosus zu Gießen, daß er künftigen Freitag für mich zu Lindes predigen möchte. Ich verweigerte es ihm anfangs, weil er vergangenen Sommer an einem Sonntag predigen wollte und nicht gekommen war. Als ich es ihm an einem andern Sonntag wieder erlaubt hatte, ist er in Lindes bis in die Nacht hinein beim Trunk gesessen und (hat) an 14 Maaß Bier getrunken, welches er obendrein der Wirtin schuldig geblieben. Jedoch weil er Besserung versprach, auch die Wirtin bezahlen wollte, habe ich ihm verziehen und ließ ihn predigen. Nunmehro war der Opfermann sehr zufrieden mit der Prdeigt und meinte: der kann gut saufen, kann aber auch gut predigen. [Prot. Vig.; Abschrift F. W. Weitershaus]

den 18. 10br. [1659] habe ich Conrad Peter und Conrad Becker zu Lindes anbefohlen, ihre Kinder in die Schul Zuschicken, welches mihr Conrad Becker vor 3. wochen (da er communiciret,) verhiesse, aber nit gethan hat. Entschuldigte sich, er könte nit soviel bekommen, dz er einem Kind ein buch kaufte. Alß ich ihm verwiese, dz er seine fraw den tag Zuvor und den tag hernach (alß er das H. Abendmahl gebrauchet,) geschlagen hette. Antwortete er: Er schlüge wol seine frau, und sie werren doch eins. dräwete (da ich mit dem Kind in die schul Zuschicken anhielte; Er hette schon einen weg, wüst wol, wo hinaus. It(em) da er der Kyrch heraus kame, sagt er, er käme an einen ort, da wölte ers gedencken; welches ich verstunde auf mich geredet: aber der Opfermann legte es aus, Er hette von der gemein geredet, welche er meyne dz sie ihm Zuhart Zusetze. [Prot. Vig.]

den 4. Januar [1660] spricht an Johann-Balthasar Lentz von Lindes (Elisabeth uxor,) wil über morgen (festo Epiphanios) taufen lassen einen jungen sohn (I. Kind), so gebohren worden auf S. Stephanstag (26. 10br.) vorigen Jahrs morgens zwischen 2. und 3. uhr. gevattern I. Johann-Wilhelm Dern von Lützellinden, der Kindesmutter vatter. 2. Catharina, Hans Lentzen Haußfraw, Kindsvatters mutter.
Alß ich fragte, wie es Zugienge, dz die fraw 8. Monat nach der HochZeit ins Kindbett kommen werr. Antwortete er, das weise Gott. Ich sagte ferner: Sie beyde würden auch darumb wissen. Antwortete er dargegen: Er wüste nichts alß ehr und gutes; er wölte eher, dz er nicht lebete.
den 6. Januar habe ich (weil ich unpäßlich war:) den Kyrchen Convent hie underlassen.
Eod. taufte ich Zu Lindes Johann-Wilhelm, Johann-Balthasar Lentzen Kind. waren ich und auch uxor über nacht da, und die 2. tage im Kindbett.
Kam des abend Johannes dahin, und sagte, dz nechstkünftigen Sonntag mein Gevatter H. Christian-Moritz Soldan Studiosus, fur mich Zu Lindes predigen wölte. [Prot. Vig.]
Diese und die folgenden Notizen aus dem Protocollum Vigelii sind hier aufgenommen, weil sie exemplarisch die Bemühungen von Pfarrer Weigel aufzeigen, erst die kirchliche Heirat, die meistens 1 bis 2 Monate nach der weinkäuflichen Copulation erfolgte, als als Datum des Zusammenlebens eines Paares aufrechtzuerhalten, bzw. durchzusetzen. Aus Großen-Linden hat er dokumentiert, daß er Anweisungen gab, daß Frauen, die nach der weinkäuflichen Copulation schon im Haus der Schwiegereltern lebten, wieder auziehen mußten.
Aus heutiger Sicht recht pikant wirkt natürlich, daß Pfarrer Weigel, trotz der Vorwürfe und obwohl unpäßlich, zusammen mit seiner Frau 2 Tage die Kindtaufe mitfeiert. Man könnte hier eigentlich davon ausgehen, daß der Streit mit dem Ehepaar Lentz beigelegt ist. Dem ist aber ganz und gar nicht so, wie die folgenden Einträge zeigen:
den 4. Mart. [1660] haben sich des morgens noch bey mihr im Hauß ferner angeZeigt, Johannes, Jacobs Vigeliussen sohn, und Johannes Will bender. Kamen aber gar keine von Lindes.
Eod. ich (nach gehaltener Predigt und H. Abendmahl alhie,) auch gen Lindes gegangen und daselbst geprediget.
Nahm, nach der Predigt ins Opfermanns Hauß vor Johann-Balthasar Lentzen sambt seinem weibe Elisabeth, und fragte sie darüber, wie es Zugienge, dz sie zufrue, nemlich 8. monat nach der HochZeit, ins Kindbett kommen werr. wolte keines Zufrüen beyschlafens, und eh es ihnen erlaubt gewesen werr, gestehen. das weib sagte, wan sie sich anderer sünde so viel unschuldig wüste, alß dieser, wölte sie keine haben. Alß ich ihnen dräwete, es vor den Superintendenten Zubringen; antwortete sie, sie wölte mihr hinkommen, wohin ich begerete. [Prot. Vig.]

1660 werden in der Leibeigenbeede nach Gißen 16 Haushaltungsvorstände mit ihren Frauen und 2 Witwen genannt. Nur bei Ludwig Haupt, der hier verlesen/verschrieben als "Ludwig Herbst" erscheint, wird die Frau nicht genannt. [Otto Stumpf: Einwohnerlisten des Amtes Giessen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert (1470-1669); Seite 31.]

Die Zeit bringt es mit sich, daß auch der Glaube an Hexerei und Zauberei, verbunden mit Geschwätzigkeit, allerlei Unheil bringt:
1663 werden in Gießen 2 Weiber aus Lißberg als Hexen verurteilt. Die eine wird verbrannt, die andere mit dem Schwert hingerichtet.
Auch in Lindes geht 2 Jahre später ein Gerücht um, das der Pfarrer in seinem Tagebuch festhält:
1665 "erzählte mir der Opfermann zu Lindes [Ludwig Haupt, der auch der erste Lehrer war], daß Anna Neidel, des Jonas[Johannes] Neidel Hausfrau Pferd und Kuh des Johannes Konrad Weigel verhext habe, daß beide verendet. In der Ölmühle zu Lützellinden habens die Leute zuerst erzählt. Die Frau hat sich sehr darüber gebrestet und wills nicht gestehen." [Rudolf Weigel; Seite 41 - Die Angaben enstammen dem Protocollum Vigelii.]
..... 1665 erzählte mir der Opfermann zu Lindes (Ludwig Haupt), daß Anna, des Johannes Neidels Hausfraue, so er 1651 geheuratet, Pferd und Kuhe des Johann Conrad Weygel so verhext habe, daß beide verendet. In der Ölmühle zu Lützellinden habens die Leute zuerst erzählt. Die Frau hat sich sehr darüber gebrestet und wills nicht gestehen. [Nachlaß F. W. Weitershaus nach Protocollum Vigelii.]
Es ist wenig bekannt, daß um diese Zeit in Oberhessen und anderen rein evangelischen Regionen genauso grausame, sadistische und unmenschliche Hexenprozesse stattfanden, wie sie allgmein eher den katholischen Regionen zugeordnet werden. So auch im Busecker Tal.
Gegen Anna Neidel aus Linnes, Mutter des späteren Lehrers Johann Peter Neidel, wurde offensichtlich kein solcher Prozeß geführt, in dem es meines Wissens nie einen Freispruch gab, da die "Angeklagten" entweder bei der Folter ermordet wurden, oder unter der Folter die unsinnigsten, nur den perversen Fantasien der Foltererer und "Richter" entsprungenen "Untaten gestanden" und dann ermordet wurden.
Anna Neidel starb aber glücklicherweise als alte Frau in Linnes.
Solange wir unser Heimatland nur als Land der "Dichter und Denker" idyllisieren, wird nicht bearbeitet werden können, daß wir auch das Land der "Richter und Henker" sind.
Gerüchte, Tratsch, Verleumdungen und üble Nachreden sind bis heute Mode geblieben; eigene Unfähigkeiten per übler Nachrede dem Nachbarn anzulasten, usw., ist immer noch viel geübter Brauch, der, perverser Weise, oft von besonders "christlichen" Menschen in kleinen Dorfgemeinschaften über Jahrhunderte "gepflegt" wurde; ganz entgegen dem christlichen Gleichnis von dem Splitter und dem Balken im Auge. Die Kirche trug ihren Anteil dazu bei, in dem sie die "Kirchensenioren" per Verordnung zu Denunzianten bestimmte.
Bis heute werden durch diese schwerst krankhaften Verhaltensweisen Menschen in ihrer Existenz getroffen und zerstört. Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten, wie sie damals allerdings noch wesentlich existenzieller gegeben waren, wird Mobbing, Verleumdung und üble Nachrede zur vermeintlich besten Methode, in unserer Ellenbogengesellschaft die eigene Haut zu retten.

Im April wird im Protocollum Vigelii von dem Mord an einer Groß-Lindener Bürger berichtet, der sich nach der Ortsbenennung vmtl. noch in der Linneser Gemarkung abgespielt hat:
den 27. April [1666] ....
Eod. spricht mich Henrich Hofmann an, daß ich Johanneß Eckharden, der vergangenen mittwoch (den 25. dieses) auf dem weg von giessen her, vor unserem wald, durch einen schlag am öbersten geweb(?) am lincken arm, und durch eine wunden, mit einer radschienen, auf der rechten/lyncken [verbessert, nicht mehr feststellbar, was zuerst da stand] seiten, am Kopf durch die hirnschal hinein geschlagen, verletzt worden, dz er daruber sein Leben hat einbussen müssen, und heut morgen nach 7.uhren gestorben ist, über morgen (29. dieses) LeichPredigt halten wölle.
den 28. April sindt Balbierer, Hermann-Vincentz Deich (beneben seinem Sohn Johann-Danielen) und Georg-Reinhard Langstorf, auf commision der Kantzl(ey), vom Ober-Schultheißen von Giessen hergeschicket worden, welches des abends 7.uhren, in beysein 2. Schöpfen, Fritz Langen und Peter Bachen, Johannis Eckhards s. Körper besichtiget; wie gros und tief die wunde auf dem Kopf (aus welch(em) sie II. stücke Hirnschale aus dem hirn heraus gethan:) It(em) wer der schlag am Lincken arm beschaften(beschauten??); hab(en) auch geseh(en), dz er 2. schwartzbraune fleck(en) am gemächt (welches sie für stöße erkand haben,) gehabt, vnd habe ich ihnen dieses aufgezeichnet, der Pistor abgeschrieb(en), und er und die 2. Schöpfen underschrieben; welches sie dem OberSchultheißen, alß Peinlich Richter, gen giessen mitgenommen haben.

den 8. Juli [1666] als ich von Lindes gen Linden gehen wollte, überraschte mich ein arg Donnerwetter, weshalb ich wieder umkehrete und beim Opfermann im Stall über Nacht blieb. [Nachlaß F. W. Weitershaus nach Protocollum Vigelii.]

den 30. 10br. [1666] habe ich das Schreiben des H. Superintendenten, den Bus- fast= und bettag auf den neuenJahrstag betreffent, angekündiget, hie und Zu Lindes.
Alß wir Zu Lindes aus der Kyrch giengen, hatte Enders Spanheimer des Johan Reinhards sohn Johann-Petern, der sich mit Jois Spanheimers sohn Johannesen genarret, vor der Kyrchenthür in das gesicht geschlagen, dz ihm die nase über die gassen hin bis nach Hauß geblutet, welches mihr Johann Reinhard hernach in des Opfermanns Hauß klagte, ob ich es strafen wölte, oder wölte er ihn vor der Obrigkeit verklagen. Erlaubte ich ihm dieses, begerete doch, noch ein wenig darmit inZuhalten, ich wölte ihn erst vornehmen und daruber sprechen. [Prot. Vig.]

den 4. 9br. [1667] hat der Opfermann Zu Lindes wider angefangen schule Zuhalten. gehen 8. Kinder darin, 4 Knaben und 4. mägdlein. [Pot. Vig.]

den 20. April [1668] ......
Eod. kam Maria, Conrad Beckers tochter Zu Lindes Zu mihr, klagte dz ihr vatter sie gestern, Zum 2.mahl wegen des betens geschlagen, dz sie die nacht nicht hette getrauet, in dem Hause zubleiben, sondern in Joh. Melchior Andermannß Scheuer gelegen hette; und bate mich, dz ich sie und ihre schwester doch wölte auf Pfingsten Zur Confirmation annehmen, sonst wölte ihr vatter sie im Hauß nicht lassen, und sölten sie ihr brot betteln. verhörete ich sie den catechismum schlecht, und beschiede sie auf Sonntag Zu mihr ins Opfermanns Hauß Zu Lindes zu kommen, sie ferner Zuverhören. [Prot. Vig.]

den 16. Aug. [1668] hat Johann-Georg Mayer von wetter, Studiosus Zu Giessen, fur mich Zu Lindes das Evangelium geprediget. gienge ich doch auch dahin und hielte die Kinderlehr. Hatte einen andern Studenten mit sich, Johanneß Kahlen[Rahlen? = verbessert] von wollmar, welcher mich auch ansprache, über ein woch(en) odr 3. Zupredigen, verwilligte ich: sol mihrs aber, wans gescheh(en) sol, noch Khundthun.
NB Eod. war einem Furmann von Homberg auf der Ohm, der einem mann daselbsther einen Karr(en) voll siebe nach Wetzflar auf den marckt (so heut war;) hatte führen wöllen, ümb 1. Rthlr., sein Pferd Kranck worden (dz Joes Neidel, in deßen stall er under deß sein pferd gelassen den Karr(en) ümb 1 1/2 Kopfstücke nach Wetzflar hatte führen müssen:) und under der Predigt gestorben. [Prot. Vig.]

den 18.7br. [1668] habe ich allein hir geprediget. Zu Lindes underl

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