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Gießen im Visier der Bomber
psb 2004

Text: Im Visier der Bomber



Vier Kriegsjahre waren im Herbst 1943 vergangen und Gießen war noch von keiner Bombe getroffen worden. Die illustrierten Zeitungen waren seit Jahren gefüllt mit Bildern der von der Luftwaffe zerstörten Städte in England und die Nachrichten über die zerstörten deutschen Städte nagten langsam aber sicher an der Zuversicht auf den deutschen Endsieg. Das Schauspiel der am Himmel vorbeiziehenden Bombergeschwader faszinierte in Gießen jedoch mehr als dass es Angst verbreitete. So schildert Dietrich Graef wie z.B. am 17. August 1943 die Schaulustigen an dem wolkenlosen Sommertag im Bereich der Frankfurter Straße zusammenlaufen und die über das südliche Stadtgebiet fliegenden Bomber anstarren: es schien ausgeschlossen, dass Gießen und seine Bahnanlagen gemeint sein könnten. Am 14. Oktober wird das Schauspiel gesteigert: beim Angriff der deutschen Jagdverbände auf amerikanische Bomber wird eine B17 getroffen und stürzt spiralförmig trudelnd hinter dem Standortlazarett ab. “Ungeachtet der darüber fliegenden Bomber rannten Scharen von Neugierigen - darunter Frauen mit kleinen Kindern - zu der Stelle, an der einer der Fallschirme angekommen war. In der Schubert- und Händelstraße herrschte ein Gewimmel von Schaulustigen wie auf einem Volksfest.” (Graef, Hake, 1996, S. 42)
Die ersten Angriffe erfolgten erst zu Beginn des Jahres 1944. Nach diesem späten Beginn wird Gießen bis zum Herbst 1944 meist nur als Ausweichziel angegriffen, d. h. die eigentlichen Ziele konnten nicht erreicht werden und die Bombenlast sollte nicht mehr zurücktransportiert werden.

Insgesamt ließen dann die Bombenangriffe auf das Reichsgebiet im Sommer nach, da die alliierten Luftstreitkräfte verstärkt im Zusammenhang mit der Invasion in der Normandie eingesetzt wurden. Nachdem am 1. September 1944 der erste amerikanische Stoßtrupp deutschen Boden betrat, wurden neue Prioritäten gesetzt. Das Unternehmen Hurricane beinhaltete eine Offensive gegen Öl- und Bahnverkehrszentren. Da die deutsche Treibstoffversorgung im September 1944 schon auf 25% gesunken war, war für die Alliierten die Störung des noch ausreichend versorgten kohlebetriebenen Eisenbahnverkehrs eine wichtige Voraussetzung, um Truppenbewegungen und Nachschub zu behindern und damit den deutschen Widerstand zu schwächen. Am 7. November wird dann Gießen auf der verbindlichen Zielliste genannt und liegt nun im Visier der alliierten Bomber.

Kategorie:  Bibliographie
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