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1938, 10. November

Pogrom, Gießen 10. November.
Tagebuch Georg Edward

s. Edward 2005
6(f) S.196
"1938: 10. November (Donnerstag) – Als ich morgens in Fronhausen bin, kommt die Nach-richt, die Synagoge in Marburg brenne, und als ich nach Hause komme, sagt mir Elisabeth mit Tränen in den Augen, sie habe zufällig aus der Bank kommend die Synagoge in der Südanla-ge in Flammen gesehen. Auch die zweite Syna¬goge in der Steinstrasse sei abgebrannt. Die SA-Lümmel malträtieren die Juden. Die Regierung hetzt, weil ein junger Jude in Paris einen deutschen Angestellten der dortigen deutschen Botschaft erschossen hat. Nachmittags ruft meine Schwester mir zu, die Mehrzahl der jüdischen Männer sei verhaftet und weggeschafft worden. Ich gehe sofort zu Bankier Herz, das Haus ist von Pöbel umringt, ich sehe Gestapo-Beamte, die Fenster sind eingeschlagen, die Polizei treibt gerade die Leute aus dem Hof. Trotzdem gehe ich in den Hof, und niemand belästigt mich, aber an der Haustür finde ich ei-nen polizeilichen Anschlag, dass das Haus nicht betreten werden dürfe. Ich gehe auf Umwe-gen durch die Stadt nach Hause: überall sind an den jüdischen Geschäften die Fenster einge-schlagen. Waren liegen hier und da zerstreut auf dem Strassendamm."

"6(f) S.198 f.
1938: 7. Dezember (Mi) – Besuchte den Bankier Herz, der kürzlich aus dem Konzentrations-lager Buchenwald zurückgekehrt ist. Er erzählte, es sei ihm bei Todesstrafe verboten worden, darüber zu sprechen, aber was er durchgemacht habe, sei entsetzlich gewesen. Man würde ihm auch nicht glauben, wenn er schildern wollte, was für brutale Bestien die Angestellten in den Konzentrationslagern seien. Nicht nur die Juden, auch alle anderen Häftlinge würden un-menschlich behandelt. Eine Anzahl der am 10. November hingeschafften Juden sei wieder nach Hause geschickt worden, aber Tausende habe man zurückbehalten. Viele seien infolge der Misshandlungen gestorben. Alles ist entsetzlich und ich habe alle Achtung vor dem deut-schen Volk verloren, das zu allen Untaten und Verbrechen stillgeschwiegen hat, die während der letzten fünf Jahre verübt worden sind."



Kategorie:  Chronologie
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