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Feldbergturnfeste
Ort von Versammlungen, Turnerfeste ab dem Vormärz

19.Jh.

gssz-o

s. Wicki
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http://www.alt-idstein.info/html/bergturnfeste.html:
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1813 versammelt sich erstmals einen größere Menge dort droben, um den Willen nach Freiheit zu bekunden; wenig später wird der Unterdrücker der deutschen Lande, Napoleon, besiegt.

1814 Am 18.10. unternimmt Ernst Moritz Arndt es, das erste Fest der freien Deutschen zu feiern. Tausende ziehen vom Main und aus dem Taunus zur Höhe. Arndt hält eine prächtige Rede auf dem Brunhildisfelsen und ist beglückt:
"Es war einer der schönsten Abende meines Lebens, als ich unter mehreren tausenden fröhlichen Menschen auf dem Gipfel des Feldbergs stand und den Himmel ringsum in der Nähe und Ferne von mehr als 500 Feuern gerötet sah.
Das ist aber allen Deutschen der fröhliche Bote geworden. Und vor allem aber, daß er die Herzen der Deutschen vor dem Kleinen und Einzelnen, wodurch wir nicht bestehen können, auf das Große und Gemeinsame richte, wodurch wir ein Volk sind und allein ein Volk bleiben können!"

1817 Die Hanauer Turner wandern "hoch" (1.Turnfahrt).

1826 Wieder sind die Hanauer, diesmal mit den Offenbacher Turnern zusammen auf ihrer 2.Turnfahrt auf dem Feldberg.

1827 veranstaltet Adolf Spieß, der frühverstorbene Turnführer aus Offenbach, Turnspiele mit den Jungturnern am Brunhildisfelsen.

1828 Die Frankfurter Senckenbergische Gesellschaft richtet eine Wetterstelle in. Kurioserweise
war ihr schon die "Königlich Schottische Gesellschaft für Meteorologie" zuvorgekommen!

1842 Der Frankfurter Turnvater Ravenstein verbindet sich mit dem Usinger Emminghaus und weiteren Mannen und gründet eine
"Kommission für die Erbauung eines Hauses auf dem Feldberg".
Geschickt werden Turner und Sänger auch für diese Idee gewonnen:
1844 Ein Aufruf bittet am 10. 6. darum, daß sich alle Sänger, Turner und wahren Volksfreunde am 23. Juni zu einem "gemeinschaftlichen Gebirgsausflug und Besuch des Feldbergs vereinigen".
6000 Menschen folgen der Einladung, darunter 200 Turner. Musik und Chorgesang eröffnen das Fest; nach einer ersten Rede singt die Jugend beider Reifenberg, worauf Ravenstein den historischen Felsen besteigt. In seiner Rede nimmt er Bezug auf die Turnerei:
"Denn freier schlägt das Herz auf freier Bergeshöhe,
Und frischer strömt des Lebens Quell in jedem Glied,
Und frommer schwingt der Geist sich auf zu heil'ger Gottesnähe,
Und fröhlicher ertönt ein frohes deutsches Lied!"
Nach Ravensteins Rede beginnen die Turner der Hanauer Turngesellschaft unter August Schärttner mit den turnerischen Vorführungen.




Den Anfang macht der Kreis=Schneckenaufmarsch, dem das Steinstoßen der Geübten folgte; hieran reihten sich das Ziehringen als Massenkampf, ferner sechs von je acht Turnern gleichzeitig ausgeführte Ringelmühlen und schließlich Freiübungen.
Mit fünf gleichzeitig aufgestellten Pyramiden und einem "Lebehoch" endigte das Gebotene.
Mit klingendem Spiel ging es dann den Berg hinunter.
Der Dichter Ferdinand Freiligrath, der gern gekommen war, äußerte sich freudig über das Fest. Alle, die den Tag erlebt hatten, nahmen die Idee eines ständigen Feldbergfestes voll freudiger Zustimmung auf.
In der "Frankfurter Postzeitung" veröffentlicht einen "Weckruf",dessen letzte Strophe lautet:
"Auf ihr Turner, ringet fort
In der Heimat Gauen!
Und des Sängers freies Wort
Schalle durch die Auen!
Deutscher Frühlingsonne weicht
Auch die letzte Wolke
Und kein Volk der Erde gleicht
Dann dem deutschen Volke!"
Wie bekannt, folgten die Idsteiner diesem Aufruf, bevor er überhaupt erschienen war!

1845 Das 2. Feldbergfest ist ein reines Turnfest, der Bau des Schutzhauses wird nicht einmal mehr erwähnt. 350 Knaben und 50 ältere Turner beteiligen sich, gekommen sind aber 8000 Besucher!

1846 sind 10.000 Menschen gekommen, darunter 600 Sänger und Turner aus 15 Vereinen.
Ravenstein stellt u.a. die Idsteiner als neue Turngemeinde vor.

1847 Beim 4. Fest auf dem Berge sind wegen der ungünstigen Witterung "nur" 4000 bis 5000 Freunde anwesend.
Das erste geregelte Preisturnen fand statt, jeder Unbescholtene konnte sich beteiligen, auch wenn er nicht Vereinsangehöriger ist. Bedauerlicherweise fehlten ab diesem Jahr die Hanauer, was durch deren politische Einstellung bedingt war.

1848 Das 5. Feldbergturnfest sieht 10.000 Besucher; Turner, Sänger, Schützengesellschaften und Bürgerwehren traten in wohlgeordneten Zügen auf und trugen neben dem allgemeinen turnerischen Wettkampf auch ein Preisschießen aus.
Jahn, mit dessen Erscheinen Ravenstein gerechnet hatte, erschien nicht.
Jahn war am ersten Hanauer Turntag stürmisch gefeiert, beim zweiten aber schwer enttäuscht worden, da ihm August Schärttner von Hanau die Begrüßung verweigerte.
Dazwischen lag Jahns Eintreten für eine Monarchie mit Volksvertretung und seine Ablehnung republikanisch- -radikaler Turner.
Diese Einstellung wurde erst bei seinem Auftreten im Paulskirchenparlament bekannt.
Fünf Tage nach dem Turnfest auf dem Feldberg schreibt er an die Limburger Turner:
"Ein Roter werde ich nicht. Meine Gesinnung gebe ich nicht auf - aber, um niemand hinderlich zu sein, allen Verkehr mit den Turngemeinden, den gebe ich verloren..."

1849 Das Turnfest wird auf dem Fuchstanz, einer kleinen Fläche zwischen Feldberg und Altkönig, durchgeführt, da der Landgraf von Hessen-Homburg, dem ein Teil der Feldbergkuppe gehörte, das Fest auf seinem Gebiet verbat (bekanntlich war die Feldbergspitze ja “dreiherrisch”, ein "Dreiländereck": Nassau, Frankfurt und Hessen-Homburg).

1850 beschloß der Feldbergfestausschuß, statt (ortsgebundenener) Bergfeste "wandernde Volksfeste" zu veranstalten.
Das geplante Fest auf dem Wiesbadener Neroberg wird verboten.
Nun wird ein Gebirgsausflug nach dem Feldberge ins Aug' gefaßt, doch der homburgische Landgraf trommelt mit Müh' und Not 100 Mann zusammen, die für ihre Büchsen sogar 40 Schuß scharfe Munition bekommen.
Erst sind 200 Menschen droben, die sich hin und her bewegen, also nicht zusammenrotten; darunter sind die Soldaten mit gespanntem Hahnen. Verkäufer von Bier, Wurst, Kaffee und Obst werden vom Kommandanten auf nassauisches Gebiet vertrieben.
Als nun gar keine Anzeichen von Unruhen zu erkennen sind, gestattet dieser die "freie Circulation" der Taunusfreunde.
Um 11 Uhr kommen die Frankfurter und Offenbacher, von Hörnerschall angekündigt. Das Homburger Gebiet wird nun vollständig geräumt, eine Bewachungslinie wird gebildet, um die Turner zu empfangen.
Die lassen sich's auf nassauischem Gebiete gut gehen und schmettern kräftig ihre Turnerlieder. Abends, nichts Ungehöriges war von den "bösen Menschen im leinenen Kleide" ausgegangen, bringen die Bewaffneten ihre "Hahnen wieder zur Ruhe" und gehen nach Haus; der Landgraf von Homburg hat außer dem Spott des Frankfurter Friedrich Stoltze nichts geerntet.

1851 soll das Fest auf dem Schrenzer bei Butzbach durchgeführt werden, doch auch im Großherzogtum Hessen wurde die Veranstaltung untersagt.
Die Reaktion auf die 48er Unruhen machte sich nun überall bemerkbar.
Turner waren verdächtig, wieder einmal.

1854 sind nur zwei Turner "oben", dafür aber fünf nassauische Gendarmen! Bis zum Jahr

1860 wird kein Fest mehr gehalten, wohl aber - meist am ersten Sonntag des Juli - Wanderungen zum "Turnerberg".
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