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Hoffmann, Karl - Lebensdaten, solmser/ hessischer Amtmann
von Hans Dieter Schneider

1770-1829

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Mit dem Leben und Werk des Justizrates Dr. Karl Hoffmann hat sich der Stadtteilhistoriker
Hans Dieter Schneider
auseinandergesetzt und ein Buch veröffentlicht.

Justizrat Dr. KarlHoffmann (1770 1829)

geboren in Rödelheim
1786 Schulbesuch an der Hohen Schule in Herborn
30.04.1787
Immatrikulation an der Universität Gießen
Mitglied der Landmannschaft der Rheinländer (später der Franken)
Franconia Gießen
1790 Regierungsadvokat
, Registrator und Regierungssekretär bei der Standesherrschaft Solms-Rödelheim
vor 1795 Hochzeit mit Louise Amalie Pauline Buchner aus Laubach
1796 Vorschlag eines „Plans für eine bewaffnete Volkserhebung“ an den
österreichischen Erzherzog Karl, später (1805) Wiederholung gegenüber
den Regierungen Preußens und Österreichs
1797 solms-Rödelheimischer Amtmann, somit Behördenleiter der Solms-Rödelheimischen Verwaltung
um 1800 Ernennung zum Justizrat
1801 Der jüdische Drucker Wolf Heidenheim plant die Herausgabe einer Zeitung
zusammen mit Behrend Mayer Baschwitz und Justizrat Hoffmann als Mitteilungsblatt für gemeinnützige Nachrichten

1806 Infolge des Reichsdeputationshauptschlußes von 1803 verlor mit der Rheinbundakte die „Solms-Rödelheimisches Standesherrschaft“ ihre
Souveränität und das Gebiet gehörte fortan zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt
1806 Ernennung zum Hessischer Amtmann
1810 Erwerb des Frankfurter Bürgerrechts und Approbation als Advokat in
Frankfurt am Main. Seine Kanzlei befand sich im 1. Obergeschoß des
Weigandt’schen Hauses, „Zeil/Ecke Schäfergasse“
Okt./Nov.1813 „Rödelheimer Kriegstagebuch“
Nov. 1813 Begegnung mit Feldmarschall Blücher, Generalstabschef v. Gneisenau,
Kanzler Graf Hardenberg und Freiherr von und zum Stein
1813 Vorlage seiner „Verbesserungsvorschläge für das Verpflegungswesen von
Truppen“ bei v. Gneisenau
1813 Veröffentlichung eines Plans zur Gründung einer „Rheinischen Legion“
1814 Ernennung zum Oberst des Landsturms im Generalgouvernement Frankfurt, Generaladjudant des Grafen von Ingelheim
1814/15 Plan zur Gründung einer „Deutschen Freischar“ im Rheinischen Merkur
Jan. 1815 Veröffentlichung „Verfassungsurkunde und Gesetze der deutschen Gesellschaft zu _ _ _“
März 1815 Abdruck seiner Verfassungsurkunde im „Allgemeinen Anzeiger der
Deutschen“ in Gotha
März 1815 Gründung eines Geheimbundes, „Hoffmannscher Bund“
Okt. 1815 Auflösung des Hoffmannschen Bundes
Herbst 1815 „Des Teutschen Volkes feuriger Dank- und Ehrentempel“ über die patriotischen
Feiern zum 1. Jahrestag der Leipziger Völkerschlacht
Jan. 1817 Veröffentlichung seines Aufsatzes „Wird Teutschland eine Revolution
haben?“ in der „Nemesis“
1817 Wartburgfest
18. 03 .1818 Dr. iur. Universität Gießen
10. 08. 1819 Gründung der „Rödelheimer Kränzchensgesellschaft“ mit der Absicht der
Schaffung einer bürgerlichen Gesellschaft in Rödelheim
20. 09. 1819 Karlsbader Beschlüsse
1820 Aussagen vor der Mainzer Zentraluntersuchungskommission
1821 -1829 Mitglied der Ständigen Bürgerrepräsentation für Frankfurt
1822 „Briefe auf einer Wanderung in das Hardtgebirge im Rheinkreis des
Königreichs Baiern. Nebst Materialien zu einer Anweisung jenes und seine
Umgebung zu bereisen.“
21.08. 1823 Ernennung zum Landrichter des Landgerichts Rödelheim
. Hoffmann war somit Leiter der Verwaltungs - und Gerichtsbehörde in Rödelheim.
1826 Wählbarkeit zum Landtags-Abgeordneten
Nov. 1826 Einige Gemeinderäte Rödelheims beantragen bei der Großherzoglich
Hessischen Regierung in Gießen die Nachüberprüfung einiger Gemein-derechnungen, weil sie befürchteten, ein ehemaliger Gemeinderechner
hätte ältere Rezesse verheimlicht und unterschlagen. Hoffmann fühlt sich durch dieses Schreiben in seiner Ehre verletzt, da er zu dieser Zeit
Administrativ -Beamter gewesen sei und verlangt Wiederherstellung seiner Ehre.
1827 Aufkommen von Gerüchten über angebliche Unterschlagungen, angeblich
sei er mit der gräflichen Kasse (150.000 Gulden) nach Amerika geflohen.
Das angebliche Verschwinden „bei Nacht und Nebel“ kann insofern widerlegt werden, als er
weiterhin an Sitzungen der Ständigen Bürgerrepräsentation in Frankfurt teilnimmt und daß Hoffmann weiterhin
seine Tätigkeit als Landrichter wahrnimmt, worüber die in den Zeitungen
veröffentlichen Gerichtsurteile Zeugnis geben.
Febr. 1828 In einer Beschwerde beim Großherzogl. Hess. Ober-Appellationsgericht in Darmstadt „wegen verzögerter Justiz“
wird Klage geführt, daß ein bestimmetes Vormundschaftswesen vom Beamten Dr. Hoffmann schlecht geführt worden sei.
Jan. 1829 In einem Rundschreiben an die Großherzogl. Stadt -und Landrichter der Provinz Oberhessen wird Hoffmann als „Winkeladvokat“ be
zeichnet.
10. 05. 1829 Inspektion in den Diensträumen des Landrichters von Rödelheim wegen „Feststellung bestimmter Anhaltspunkte für ein Dienstvergehen“.
Hoffmann beantragt Urlaub.
14. 05. 1829 Hoffmann erklärt Rücktritt aus der Frankfurter Bürgerrepräsentation
08.06.1829 Tod (Selbstmord ?) in Geroldsgrün/Oberfr.
14. 06. 1829 Fahndungsaufruf nach Dr. Hoffmann in der Zeitung mit einem
„Signalement“
17. 06. 1829 Todesanzeige, aufgegeben von der „Wittwe Louise, geb. Buchner“
26. 06. 1829 Aufruf an Personen, die sich Bücher aus der Bibliothek Hoffmanns
ausgeliehen haben, diese umgehend zurückzugeben, um die Vermögensmasse des Dr. Hoffmann festzustellen und gleichzeitig ein
Aufruf an die Gläubiger Hoffmanns, ihre Forderungen anzumelden.
„Curator massae“:
pensionierter Hauptmann in Niederländischen Diensten
Wilhelm Karl Ludwig (Louis) Buff.
30. 07. 1829 Pensionszusage an die Witwe Louise Buchner
1830 Veröffentlichung und Verbreitung eines Pamphlets
unbekannter Herkunft mit dem Titel
„Des unmoralisch verschiedenen Dr. Karl Hoffmann, Großherzogl. Hess. Gräfl. Solms-Rödelheimischen Landrichters und
Justizraths zu Rödelheim, wie auch Advocaten und Mitglied des 51er Collegs der freien Stadt Frankfurt a. M. Schimpf- und Schandtempel oder die Motive seiner Flucht“
20. 03. 1830 Nachlaßkonkurs - Bekanntmachung in der Zeitung, Aufforderung an die
Gläubiger, ihre Forderungen bis zum 18. 05. 1830 anzumelden.
19. 06. 1830 Bekanntmachung über Ausschluß von Forderungen, die nicht beim Liquidationstermin am 18. 05.1830 angemeldet wurden.
18. 07.1830 Anberaumung eines Versteigerungstermins der zur Konkursmasse gehörenden Immoblien zum 01. 09. 1830. Im Termin keine Gebotsabgabe, daher neuer Versteigerungstermin am 21. 09. 1830. Erneut keine
Gebotsabgabe.
Jan./Febr. 1831 Versteigerung der Hoffmannschen Bibliothek in Frankfurt und Leipzig
17. 01. 1832 Verkauf der Hofreite vom Massecurator Louis Buff an den Kaufmann Georg Brentano-Laroche
Karl Hoffmann war verheiratet mit Louise Buchner
(1771 –1854)
und hatte einen Stiefsohn:
Karl Pfaffenberger (1796 –1833).
In Rödelheim wurde nach ihm eine Straße benannt, „Rat-Hoffmann-Str.“, die 1935 in
„Thudichumstr.“ umbenannt wurde.
Dr. Heinrich Karl Wilhelm Hoffmann (1770 – 1829), Justizrat, hatte zunächst das Ziel eines
Nationalstaats unter der Führung Preußens, später Neigung zu den Ideen einer freiheitlich-demokratischen Republik.
.
Von ihm stammen Gedanken zu Verfassungsgesetzen, die sich bis in unsere heutige Zeit manifestiert haben.
Hoffmann vertritt vehement demokratische Grundsätze, die in unserem heutigen Grundgesetz verwirklicht sind.
In der Zeitschrift
„Nemesis“ schrieb er beispielsweise:
„Schaffet Kraft und Muth in euren Völkern, indem ihr sie durch Vertrauen ehret; indem ihr ihnen Verfassungen gebet, die auf re
ine nicht überspannte Würdigung der Menschheitsrechte gegründet sind; indem ihr ihnen diese durch wohlgeordnete, freie
Volksvertretung verbürget.“
Die Nähe zum Artikel 1 Abs. 1 des Grundgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland vom 23. 05. 1949 ist unverkennbar.
In dem „Hoffmannschen Bund“ waren viele bekannte Persönlichkeiten vereint - gegründet
nach dem Vorbild der Arndt’schen „Deutschen Gesellschaften“,
so z.B.
- die Brüder Carl Theodor und Friedrich Gottlieb Welcker,
- die Brüder Wilhelm, Louis und Carl Snell
- die Brüder Karl und August Ludwig Follen,
- Pfarrer Friedrich Ludwig Weidig
- der letzte ganzjährige Bürgermeister der Freien Stadt Frankfurt, Dr. Philipp Friedrich Gwinner,
u.v.a.m.
Hoffmann hat sich wohl nach den Vernehmungen durch die Mainzer Zentraluntersuchungs-kommission aus dem aktiven
politischen Leben zurückgezogen und sich anschließend „nebenberuflich“ Geldgeschäften zugewandt, wobei er die Vermittlung von Immobilien-und
Anlagegeschäften auf eigene Rechnung betrieb. Dieses könnte zu einer Verschuldung geführt haben. Inwieweit eine Überschuldung gegeben war, läßt sich heute nicht so ohne weiteres recherchieren. Denkbar ja, aber die eigentliche Konkursakte ist in keinem Archiv auffindbar. Wenn es eine gab, und diese archiviert wurde, dann dürfte diese beim Bombenangriff auf Gießen im letzten Weltkrieg verloren gegangen sein. Beim Versuch einigen Einzelfällen nachzugehen, stellten sich viele Falschaussagen heraus, so z.B. wurde behauptet, Hoffmann habe bei der Gemeindekasse Rödelheim noch eine Verbindlichkeit von 4.000 Gulden; ausweislich der von den Oberbehörden geprüften Gemeinderechnung für das
Jahr 1829 wird eine Verbindlichkeit der Gemeinde gegenüber Dr. Hoffmann in Höhe von 3.500 Gulden bilanziert mit der Anmerkung, man wisse nicht, wer für die Zinsen zu diesem Kapital empfangsberechtigt sei, da Dr. Hoffmann „entwichen“ sei.
Justizrat Dr. Karl Hoffmann, ein Mann mit zwei Gesichtern?
Das Buch kann beim Autor als CD erworben werden.
Verantwortlich
: Hans Dieter Schneider, Frankfurt am Main

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